Im Bereich zwischen den Ortschaften Trasdorf und Dürnrohr (etwas westlich des IG Farben-Chemiekombinats Moosbierbaum) befand sich während des Zweiten Weltkrieges ein "Heimatlager" für A4-Raketen mit dem Decknamen "Isabella". In der Literatur wird sie unter der Ortsbezeichnung "Reidling" geführt, da im dortigen Bahnhof das Nebengleis zur Anlage abzweigte.
Das Bild zeigt das "Aggregat 4", auch bekannt unter dem Namen V2 (Vergeltungswaffe 2). In Trasdorf war eine große Zahl an Lagerbaracken vorhanden, in denen diese Raketen liegend untergebracht werden konnten. Die Baracken verfügten über einen Feldbahnanschluss und waren im Fischgrätenmuster angeordnet, um bei Bombentreffern die Auswirkungen zu minimieren.
Von den "Heimatlagern" aus wurden Raketen an die Front gebracht, wo sie von mobilen Einheiten abgeschossen wurden (meist gegen London).
Geschichte:
Nach der Bombardierung der Raketenforschungsanlagen in Peenemünde war es ursprünglich geplant, im Raxwerk in Wiener Neustadt eine Montagelinie für A4-Raketen (V2) unterzubringen. Zu diesem Zweck dürften in der weiteren Umgebung auch einige "Heimatlager" zur Unterbringung der fertigen A4 entstanden sein, so auch die Anlage "Isabella" bei Trasdorf im Tullnerfeld.
Da aber das Raxwerk nie richtig in Betrieb ging, bleibt es ein Rätsel, warum "Isabella" fertiggestellt wurde und scheinbar auch den Betrieb aufnahm.
Ein Zeuge berichtet:
Der ehemalige stellvertretende Dienststellenkommandant von "Isabella", Siegfried Selle, hat seine Erinnerungen schriftlich festgehalten. Danach wurde die Anlage im Frühjahr 1943 errichtet und blieb bis zum 5. Februar 1945 in Betrieb. In dieser Zeit wurden in insgesamt 45 Lagerbaracken A4-Raketen und zugehörige Sprengköpfe gelagert. Die Eisenbahn-Bedienung erfolgte über ein Nebengleis von Bahnhof Sitzenberg-Reidling. Im Lager wurden die Raketen schließlich mit Hilfe von zwei 10 Tonnen-Kränen auf eine Feldbahn verladen, mit der die Fracht zu den Lagerplätzen gebracht wurde.
Bestandsaufnahme 2006:
Blick auf die Lager-Hauptstraße Richtung Süden, Standort circa beim "ä" der Planbeschriftung "Munitionshäuser". Der Straßenunterbau stammt von 1943. Im Bereich rechts der Straße befanden sich die A4-Lagerbaracken.
Gesprengte Reste eines der Munitionsgebäude. Standort ist beim "r" von "Munitionshäuser".
Blick auf den südlichen Bereich des ehemaligen A4-Lagers. Es wurde überbaut duch das "Umspannwerk Dürnrohr".
Auf dem Bild oben sieht man eine Fundamentplatte aus dem Umladebereich Normalspur-Feldbahn.
Hier sieht man eine Fundamentplatte einer der nördlichen Wohnbaracken.
Das Bild zeigt eine Fundamentplatte der Sanitäranlagen zwischen den beiden südlichen Wohnbaracken. Standort circa beim "w" von "Verwaltung"
Hier sind Fundamente am nördlichen Rand des Arbeiterlagers zu sehen. Dahinter befanden sich Holzbaracken ohne Betonfundamente, was auf die Verwendung als Zwangsarbeiterlager schließen läßt.
Am Bild ist ein Fundament der Toilettanlage des Arbeiterlagers zu erkennen.
Quellen und weitere Informationen: