1939 wurde im Ortsteil Annastift, auf der Hochfläche südlich von Krummnußbaum, mit dem Bau eines (Zwangs-) Arbeiterlagers begonnen. Es wurden mehrere Unterkunftsbaracken und eine Küchenbaracke errichtet. Zum Lager wurde eine heute noch bestehende Betonstraße angelegt.
Nach dem Lageraufbau und der Schaffung der nötigen Infrastruktur, wie Brunnen- und Wasserleitungsbau von der Donauniederung zum Lager, Kanalisation usw., begann man mit dem Bau von Fundamenten für eine Straßenbrücke über die Westbahn. Diese Brücke sollte später ein Teil einer Straßenverbindung von der Autobahn über eine Donaubrücke nach Marbach bzw. ins Waldviertel werden.
Zum Bild: Fundamentreste der Brücke über die Westbahn (projektierter Autobahnzubringer zu nicht gebauter Donaubrücke Krummnussbaum-Marbach bzw. Zufahrt zum geplanten WIFO-Lager)
Hauptaufgabe der Lagerinsassen sollte jedoch die Errichtung folgender Vorhaben der WIFO (1) sein:
Am westlichen Ortsende von Krummnußbaum wurden südlich der Westbahn ein Materiallager und Werkstätten gebaut. An der Donau begann man mit den Baggerarbeiten für ein Hafenbecken. Dabei wurde ein Dampfbagger und später, nach Flutung des Areals, ein Schwimmbagger eingesetzt. Das aus dem Becken gewonnene Material wurde zur Schüttung der Fläche für die Bahnanlagen verwendet. Diese entstanden südlich des Bahnhofes in Richtung des parallel zur Westbahn verlaufenden Berghanges. Den Materialtransport besorgte eine mit Dampfloks betriebene Feldbahn.
Das eigentliche Tanklager sollte im Wald zwischen dem Lager Annastift und dem "Steinbründl" entstehen. Durch die fortschreitenden Kriegsereignisse wurden die Bauarbeiten jedoch eingestellt. Im August 1942 gerieten beim Vergasen von Ungeziefer zwei Baracken in Brand. Dabei kam es in einer Baracke zu einer gewaltigen Explosion, die zwei Todesopfer und mehrere Schwerverletzte forderte. Teile des Bauwerkes wurden bis in den Ort geschleudert. Nach Einstellung der Bauarbeiten kamen Umsiedler in das Lager Annastift und nach Kriegsende wurde es von den Sowjets beschlagnahmt.
Zum Bild: Am Feld zwischen Bahn und Berghang befand sich das Baulager mit Werkstätten, Lokschuppen für Feldbahn usw., oberhalb auf der Anhöhe war das Lager Annastift und dahinter im Wald sollten die Lagertanks errichtet werden
Von den projektierten Vorhaben wurde der Hafen nur teilweise fertig gestellt. Erst mit Errichtung des Donaukraftwerkes Melk wurde das Becken voll ausgebaggert. Für das Tanklager wurde Material angeliefert, mit dem Bau wurde nicht mehr begonnen. Nur im Bahnbereich wurde das dafür vorgesehene Gelände entlang der Westbahn aufgeschüttet und einige Abstellgleise (2) errichtet. Heute ist außer den Torsos der Brückenfundamente an der Westbahn, dem Hafenbecken, einer Bauruine des einstigen Pumpenhauses für die Wasserversorgung, der brüchigen Betonstraße und einem von den Bundesforsten umgebauten Gebäude in Annastift, nichts mehr erhalten. Die Abstellgleise wurden abgebaut, auf der eingeebneten und geschütteten Fläche entstanden Wohnhäuser und Sportstätten… Im Wald bei Annastift soll es noch ein paar Betonfundamente für die Stützen einer nicht mehr fertig gebauten Materialseilbahn geben.
Quellen und weitere Informationen: