Die letzte Frontlinie in Niederösterreich

Frontverlauf
Ungefährer Frontverlauf am Ende des Zweiten Weltkriegs

"Barbarossa" endete in Niederösterreich

Wenn man es streng betrachtet, so endete Hitlers Russlandfeldzug (Unternehmen "Barbarossa") mitten in Österreich. Die Kämpfe, die am 22. Juni 1941 begonnen hatten, nahmen am 9. Mai 1945 in unserer Heimat ihr Ende. Dazwischen lagen vier Jahre totaler Krieg und weit über 20 Millionen gefallene Soldaten und tote Zivilisten.

Hitler Leibstandarte verteidigte bis zum Schluss

Ein ganz besonderes Kapitel stellt die Tatsache dar, dass das Gebiet südlich der Donau vom I. SS Panzer-Korps (Teil der 6. SS-Panzer-Armee) verteidigt wurde. Dieses I. SS-Panzer-Korps bestand wiederum aus zwei Panzer-Divisionen, die die absolute Elite des Deutschen Heeres ausmachten:

Das waren die 1. SS-Panzer-Division "Leibstandarte SS Adolf Hitler" und die 12. SS-Panzer-Division "Hitlerjugend". Die Einheiten waren zuerst im Wienerwald (die 12.) und dann in der Gegend um Sankt Pölten (vor allem die 1.) anwesend. Warum sie hier waren, während um Berlin erbittert gekämpft wurde und was sie hier verteidigen sollten, ist bis heute ein Rätsel.

Das gleiche gilt für den Raum nördlich der Donau, wo sich das II. SS-Panzer-Korps befand (siehe unten)

Soldatenfriedhof Sankt Pölten
©Schmitzberger, 2000
Der Teil des Sankt Pöltner Soldatenfriedhofs, auf dem SS- und Wehrmachtsangehörige bestattet sind

Heftige Kämpfe in Niederösterreich

Südlich der Donau

Die letzten Kämpfe in Österreich waren oft noch erbitterte Gefechte. Von so mancher Ortschaft (wie Traisen) blieb kaum ein Haus erhalten. Tausende von Soldatengräbern zeugen heute noch davon. So gibt es in Sankt Pölten (Bild oben) etwa 1.000 Gräber (nur deutsche Heeresangehörige) und in Oberwölbling (etwas nördlich davon) sogar 3.000! Im Frontabschnitt Sankt Pölten setzte die "Leibstandarte Adolf Hitler" jene "Jagdtiger" ein, die in Sankt Valentin noch vom Band liefen.

Nicht nur diese Panzer kamen an diesem Frontabschnitt zum Einsatz, die LAH erhielt auch noch einige andere Panzerfahrzeuge zur Verstärkung. Großen Einfluss hatten auch die schweren Flak-Einheiten aus Moosbierbaum, die der Roten Armee im Tullnerfeld noch tagelang schwerste Verluste beibrachten.

Die Front kam schließlich einige Kilometer hinter Sankt Pölten zum Stillstand. Offensichtlich stellten die Sowjets dort den Vormarsch ein und gingen zur Verteidigung über – von Mitte April bis zum 8. Mai 1945. Gekämpft wurde aber trotzdem noch. Die SS führte sogar noch einige Gegenangriffe und eroberte dabei einige Dörfer für einige Tage oder Stunden zurück.

Gedenkstein am letzten Frontverlauf bei Gerasdorf westlich von Sankt Pölten
©Schmitzberger, 2000
Gedenkstein bei Gerasdorf (westlich von Sankt Pölten) "LETZTE FRONTLINIE MAI 1945"

Nördlich der Donau

Auch nördlich der Donau gab es noch schwere Gefechte. Dieser Frontabschnitt war mit dem II. SS-Panzer-Korps und der 8. Armee besetzt. Obwohl das II. SS-Panzer-Korps bei der Flucht aus Wien praktisch alle Panzer verloren hatte, leistete es in der Umgebung der Burg Kreuzenstein (bei Stockerau) noch erbitterten Widerstand. Das II. SS-Panzer-Korps bestand aus der 2. SS-Panzer-Division "Das Reich" und aus der 9. SS-Panzer-Division "Hohenstaufen". Auch hier gilt die Frage: Warum waren sie hier und nicht in Berlin?

Burg Kreuzenstein
Die Burg Kreuzenstein vor dem Zweiten Weltkrieg

In der Burg und in ihrer Umgebung verschanzte sich die SS. Die Sowjets beschossen die Anlage, was schwerste Zerstörungen der Burganlage verursachte. Nur dem sorgsamen Wiederaufbau ist es zu verdanken, dass die Anlage heute wieder in altem Glanz erstrahlt.

Der deutsche Widerstand bei Stockerau war derartig heftig, dass die Rote Armee in der Gegend von Tulln zweimal versuchte, die Donau zu überqueren, um so den Deutschen in den Rücken zu fallen, was aber nicht gelang. Mitte April stoppten die Sowjets ihren Vormarsch und die Kampfhandlungen blieben für mehrere Wochen auf der Stelle.

Was ist geblieben?

Mehrere Wochen Frontlinie an der selben Stelle (siehe Karte oben) haben natürlich ihre Spuren hinterlassen. Während die großen Zerstörungen in den Orten (Sankt Pölten war zu 39 Prozent zerstört) fast zur Gänze repariert wurden, blieben vor allem in den Wäldern noch einige Relikte (Schützengräben) zurück.

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