Deckname "Resi" - Retz

Zumindest seit dem Mittelalter befinden sich unter der Stadt Retz ausgedehnte Kelleranlagen.(1) Bis heute existieren unterirdische Gänge mit einer Gesamtlänge von circa 21 Kilometern(2) - das unterirdische Retz besitzt somit ein ausgedehnteres Wegenetz als das oberirdische.

Das mitternächtliche Retz
©Schmitzberger, 2007
Das mitternächtliche Retz. Der Rathausturm (Bildmitte) steht auf einem 600 Jahre alten Keller und ist mit den Bauten im Vordergrund unterirdisch verbunden

Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges startete die Deutsche Luftwaffe mit dem Bauprogramm des Düsenjägers Heinkel He 162 einen letzten, verzweifelten Versuch, die alliierte Luftherrschaft zu brechen. Auf der Suche nach geschützten, unterirdschen Fertigungsstätten wurde man auf die Kelleranlagen in Retz aufmerksam. Um die mögliche Fertigungsstätte genau zu erfassen, begann man 1943/44 mit der Vermessung der Stollen.(3)

Retzer Keller
©Schmitzberger, 2007
Retzer Keller
©Schmitzberger, 2007
Retzer Keller
©Schmitzberger, 2007
Impressionen aus den Retzer Kellern

In den Kellern herrschen ganzjährig circa 87% Luftfeuchtigkeit und eine Temperatur von etwa 8°C.(4) Diese Luftbedingungen machten die Keller angeblich ungeeignet für eine Flugzeugfertigung. Die Volksjägerproduktion wurde somit unter dem Decknamen "Languste" in der Hinterbrühl bei Mödling gestartet. Diese Begründung scheint mehr als fraglich zu sein, da in den Stollen von "Languste" praktisch die selben Bedingungen herrschten.

Nach dem Scheitern der Flugzeugproduktion in Retz, wurde der zugeteilte Deckname "Resi" offensichtlich neu vergeben. Der Deckname galt nun für eine riesige Luftschutzanlage in Mödling.(5)

Quellen und weitere Informationen:

  • (1)(3)(4) Die Keller von Retz (17.07.2015)
  • (2) Bundesdenkmalamt (pdf) (17.07.2015)
  • (5) Wichert Hans Walter, Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten, Ubootbunker, Ölanlagen, chemischer Anlagen und WIFO-Anlagen des zweiten Weltkrieges (2. Auflage, Marsberg 1999)

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