Schon 1632 begann die Geschichte der Brauerei in Schwechat.(1) In den nächsten Jahrhunderten entwickelte sie sich zur größten österreichischen Brauerei und um 1900 sogar zum größten Brauunternehmen weltweit.(2)
Zum Bild: Links zu sehen ist der "Büffelberg" mit einem Hauptteil der Keller, Werkstätten, Sudhaus, rechts der Großspeicher aus der Kriegszeit
Parallel dazu entstand im Untergrund auch einer der größten Brauereikeller Österreichs. Vor allem unter der Pächter- und Besitzerfamilie Dreher (1782-1925) wurde der Keller systematisch immer weiter ausgebaut. Im 20. Jahrhundert hatte der Keller schließlich eine Ausdehnung von etwa 50.000 m².
Schon vor Beginn des Zweiten Weltkrieges entstanden erste Überlegungen, die großen Kelleranlagen auch als Luftschutzkeller zu verwenden. Am 10. Jänner 1939 wurde schließlich der Bau eines Luftschutzkellers für 300 Personen eingereicht. Er wurde nach den modernsten Richtlinien mit Befehlsstelle, Gasschleusen und Toilettanlagen ausgestattet.
In den Jahren 1940/41 wurde auf dem Brauereigelände ein neuer Gertreide-Großspeicher errichtet.(3)
Schon bald musste man sich aber nicht um große Getreidemengen, sondern um zu kleine kümmern: Gegen Ende des Krieges erreichte die Bierproduktion wegen Rohstoffknappheit einen geschmacklichen Tiefpunkt, das Interesse an den riesigen Kelleranlagen erreichte aber einen neuen Höhepunkt.
Die zahlreichen Projekte zur Untertage-Verlagerung von Produktionen spiegeln sich in den zahlreich vergebenen Decknamen wider. Das Decknamenverzeichnis kennt für den Schwechater Brauereikeller die Decknamen "Senta" und "Karpfen".(4) Leider lassen sie sich nicht mehr den damit verbundenen Produktionen zuordnen.
Im Frühjahr 1944 wurde die erste große Betriebsverlagerung in die Brauereikeller mit Teilen der "Flugmotorenwerke Ostmark" (FMO) fixiert.(5) Auch das Flugmotorenwerk Steyr wurde teilweise in die Brauereikeller verlagert.(6)
Mit dem Bombardement der Heinkel-Werke Schwechat im Sommer 1944 musste auch für die dortigen Produktionsanlagen eine unterirdische Verlagerung gefunden werden. Teile davon fanden unter den Decknamen "Santa I" und "Santa II" in den Kellern einen neuen Standort.(6) Bei dieser unterirdischen Heinkel-Fertigung dürfte es sich um eine Teilefertigung für den "Volksjäger" He 162 gehandelt haben.(7)
Konzentrationslager Schwechat
Am 15. August 1944 wird auf dem Areal der Brauerei ein eigenes Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen gegründet. Die hier inhaftierten Männer wurden zu Arbeiten für die Heinkel-Werke und für die Flugmotorenwerke Ostmark in den Brauereikellern herangezogen. Am 31. März 1945 wurde das Lager beim Herannahen der Roten Armee geschlossen. Auch für das Lager waren die Decknamen "Santa I" und "Santa II" in Gebrauch.(8)
Zustand heute (2008):
Das Brauhaus selbst wurde durch alliierte Bomben zerstört. Die Keller überlebten den Krieg, sind aber inzwischen nicht mehr als Bierkeller in Verwendung und warten auf ihre Demolierung oder eine neue Nutzung. Dies gilt auch für den Großteil des einstigen Brauereigeländes.
Bilder aus den ehemaligen Brauereikellern, die zwischen 2011 und 2014 zerstört wurden:
Quellen und weitere Informationen: