Metallwerke Berndorf

Die Firmen "Friedrich Krupp - Essen" und "Alexander Schoeller - Wien" gründeten Anfang 1843 als gemeinsame Firma die "Metallwerke Berndorf" und schon Ende 1844 nahm in Berndorf das Werk mit 50 Mitarbeitern die Produktion auf. Ausschlaggebend für den Standort Berndorf war die kostengünstige Nutzung der Wasserkraft des Triestingflusses. Erzeugt wurden Walzwaren aus verschiedenen Metallen. Großen Aufschwung brachte die Fertigung von Besteck aus Neu-Silber (Alpacca) und Nickelgeschirr, 1870 zählte man schon über 1.000 und 1890 mehr als 3.000 Beschäftigte. Zur Absicherung der Rohstoffversorgung erwarb man eine Nickelgrube in der Ostslowakei und eine Nickelhütte in Ungarn. 1898 kam noch der Braunkohlenbergbau Grillenberg zum Firmenimperium und eine fast vier Kilometer lange Transportseilbahn von der Grube zum Berndorfer Werk wurde errichtet.

Das Werksgelände heute
Das Werksgelände heute

Der Ausbruch des Ersten Weltkrieges bedeutete für das Werk die totale Umstellung auf Rüstungserzeugnisse. Hergestellt wurden Feldkochkisten, Feldküchen, Stahlhelme und Patronenhülsen. Nach Beendigung des Krieges und Auflösung des Habsburgerreiches gelang es unter größten Schwierigkeiten wieder einen Markt für die zivilen Vorkriegsprodukte herzustellen. Mit Mühe konnte das Unternehmen die Jahre der Zwischenkriegszeit überdauern.

Mit dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich 1938 übernahm die "Friedrich Krupp AG, Essen" die Aktienmehrheit. Die Produktion von Rüstungsgütern bekam wieder oberste Priorität und die Werksanlagen wurden großzügig ausgebaut. Gefertigt wurden hauptsächlich Aluminiumteile für die Flugzeugindustrie. Die Belegschaft wuchs auf über 8.000 Personen, darunter eine große Zahl an Kriegsgefangenen, Ostarbeitern und zwangsverpflichteten Frauen, die in einem großen Barackenlager untergebracht waren. Am 24. Oktober 1943 erfolgte zum ersten Mal ein alliierter Luftangriff auf die Berndorfer Fabrik. Die Bomben verfehlten, wie auch bei mehrmaligen späteren Angriffen, das Werksgelände, richteten aber im Stadtgebiet einigen Schaden an. Einen fast totalen Produktionsausfall löste hingegen im Juli 1944 ein Hochwasser der Triesting aus, welches mehrere Produktionshallen vermurte und das Barackenlager der Zwangsarbeiter mitriss. Ende März 1945 stießen die Sowjettruppen aus dem Raum Wiener Neustadt-Leobersdorf in das Triestingtal vor. Die Arbeiten im Werk wurden eingestellt und die Bevölkerung von Berndorf in die Wälder westlich der Stadt evakuiert. Nach tagelangen schweren Kämpfen mit SS-Einheiten drangen am 8. April 1945 die Sowjets ins Werksgelände und in weiterer Folge in die westlich davon gelegene Stadt Berndorf ein. Über 400 Soldaten und trotz Evakuierung circa 100 Zivilisten kamen bei den Kämpfen um die Stadt Berndorf ums Leben, viele Betriebshallen und Gebäude der Stadt wurden zerstört bzw. beschädigt.

Die Werksanlagen wurden von den Sowjets beschlagnahmt, die Maschinen und Anlagen wurden demontiert und in circa 1.300 Waggonladungen als Beutegut abtransportiert. Darunter befanden sich ein modernstes Trio-Walzwerk, zwei Blockwalzwerke, eine komplette Drahtstraße und sämtliche Elektroschmelzöfen der Gießerei. Rund 700 Arbeiter und Angestellte traten in den Nachkriegsjahren wieder in den Betrieb ein, ihre Hauptaufgabe war zuerst aus Schrott und vorhandenen Ersatzteilen Produktionsmaschinen herzustellen, um den abtransportierten Maschinenpark zu ersetzen. Mit primitivsten Mitteln wurden wieder Bestecke, Draht und Dauerbrandöfen hergestellt.

Nach Abschluss des Staatsvertrages und Abzug der Besatzungsmächte 1955 befand sich das Unternehmen abermals in einer wirtschaftlich schwierigen Situation, welche durch den Zusammenschluss mit den Aluminiumwerken Ranshofen zu den "Vereinigten Metallwerken Ranshofen-Berndorf" (VMW) entschärft wurde. Am Standort Berndorf erfolgte nun die Weiterverarbeitung des in der Elektrolyse Ranshofen erzeugten Aluminiums. Der Preisverfall von Aluminium am Weltmarkt Mitte der 1980er Jahre und andere wirtschaftliche Rückschläge führten zur Zerschlagung der VMW und Aufteilung des Berndorfer Betriebes in mehrere Einzelfirmen. Dies war der richtige Weg, denn heute zählen die Unternehmen zu den Besten der jeweiligen Branche.

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