Fliegerhorst Aigen im Ennstal

1935 begann man mit der Erkundung von Flächen zur Errichtung von Flugplätzen für die Einsatzverbände der Österreichischen Luftstreitkräfte in geschützten Alpentälern. Neben dem Aichfeld bei Zeltweg wählte man einen Platz zwischen Aigen und Wörschach im Ennstal. Nach Abschluss der Planungsarbeiten erfolgte Mitte 1936 der Baubeginn für folgende Baulichkeiten:

Ende 1937 konnten die Objekte an die Luftstreitkräfte übergeben werden. Aus Wiener Neustadt kam des Bomber-Geschwader 1 (BoGeschw 1) nach Aigen. Der Flugzeugbestand setzte sich aus dreimotorigen Bombern vom Typ Caprioni Ca 133, Ju 52 und zweimotorigen Übungsbombern vom Typ FW 58 "Weihe" zusammen. Weiters waren einige alte Maschinen vom Typ Ju F-13 und FW 44 "Stieglitz" in Aigen stationiert.

Nach dem Einmarsch der deutschen Truppen und Übernahme des Flugplatzes Aigen durch die Luftwaffe verlor der Platz wegen seiner Lage inmitten der Berge des Ennstales seine ursprünglich zugedachte Bedeutung im Zentralraum Österreichs. Für die Luftwaffe war die schützende Gebirgsumgebung eher ein Hindernis und andere Plätze in flachen Landesteilen wurden bevorzugt.

Am 4. April 1938 kam die 1.(H)/Aufkl.Grp. 12 nach Aigen, welche dann zur 2.(H)/Aufkl.Grp. 14 umbenannt wurde und noch Mitte 1938 nach Bad Vöslau verlegte. Der Flugplatz wurde dem Fliegerhorst-Bereich Wiener Neustadt zugeordnet und am Platz wurde das Flugplatzkommando B 7/XVII aufgestellt. Nach Abzug der Aufklärungsmaschinen wurden die Hallen zur Hinterstellung von Maschinen des Luftgaukommandos XVII verwendet und im Herbst 1938 die "Stockierungsstelle" des Luftparks Wiener Neustadt eingerichtet. Die Aufgabe bestand in der Zerlegung von Flugzeugen in ihre Hauptbestandteile, Konservierung und Lagerung. Bei Bedarf wurden die Flugzeuge wieder zusammengebaut, flugklar gemacht und an die anfordernden Luftwaffeneinheiten abgegeben. Bei den "stockierten" Maschinen handelte es sich vorwiegend um ältere Typen oder um erbeutete Feindmaschinen.

Durch die Verwendung als Außenlandeplatz für verschiedene Ausbildungs- und Schulverbände herrschte reger Flugbetrieb und fast sämtliche Flugzeugtypen der Luftwaffe waren anzutreffen.. Besonders die FFS A/B 14 aus Klagenfurt-Annabichl verwendete Aigen als Arbeitsplatz.

Bis Anfang 1945 befand sich der Platz eher abseits der großen kriegerischen Ereignisse und es gab keine nennenswerten Luftangriffe durch die alliierten Luftstreitkräfte. Doch ab Ende März 1945 kamen durch Rückverlegungen immer mehr Einsatzverbände nach Aigen. Der Platz war hoffnungslos überbelegt und es herrschten chaotische Verhältnisse. Aber auch viele hohe Stäbe und Kommandostellen schätzten die Geborgenheit der Alpen und ließen sich in der Umgebung des Fliegerhorstes nieder. So bezogen Anfang April 1945 das Luftgaukommando XVII, Teile des Luftwaffen-Kommando 4 und mehrere verlagerte Horstkommandanturen am Platz ihr Quartier. Circa 3.000 Mann belegten bzw. überfüllten damals das Flugplatzareal. Durch Abgabe bzw. Verlegung von Luftwaffenpersonal zu den im niederösterreichisch-steirischen Grenzraum kämpfenden Heeresverbänden entspannte sich die Lage einigermaßen. In den letzten Kriegstagen sollte Aigen, ebenso wie Zeltweg, Spittal an der Drau und Zell am See, zu einem Einsatzhafen der "Alpenfestung" werden. Wegen des raschen Vorgehens der Alliierten, sowie Material- und Treibstoffmangel kam es dazu aber nicht mehr. In den letzten Kriegstagen verlegte die einzige Hubschrauberstaffel der Luftwaffe (TGr 40), ausgerüstet mit Maschinen der Typen Focke-Achgelis Fa 223 und Flettner Fl 282, von Ainring nach Aigen. Als Landeplatz diente eine Wiese beim Putterersee in der Nähe des Fliegerhorstes. Als die US-Truppen auf Liezen vorrückten, zog sich der Hubschrauberverband über Radstadt nach Lend im Salzachtal zurück, wo er schließlich von den Amerikanern aufgegriffen wurde. Am 6. Mai verließen die restlichen deutschen Einheiten das Fliegerhorstgelände und es kam zu Plünderungen. Die vorbereiteten Sprengladungen zur Zerstörung der Flugzeughallen wurden nicht mehr gezündet.

Nach der Kapitulation bildete die am Platzrand vorbeifließende Enns die Demarkationslinie zwischen Sowjet- und US-Truppen und so kam Aigen in die sowjetische Besatzungszone. Mitte Juni 1945 wurde das Ennstal den US-Truppen zugesprochen und die Russen zogen ab. Ende Juli 1945 wurde durch Inkrafttreten der endgültigen Zoneneinteilung ein Großteil der Steiermark und damit auch der Fliegerhorst Aigen Teil der britischen Besatzungszone. Die Royal Air Force übernahm den Platz und leitete umfangreiche Instandsetzungsarbeiten ein. Bereits 1947 zogen die Briten ab und übergaben die Flugplatzanlagen den österreichischen Behörden. Zur Bewachung wurden Gendarmerieeinheiten nach Aigen verlegt. 1948 erfolgte die Bildung der "Kraftfahrzeug-Außenstelle Aigen" mit der Aufgabe, US-Militärfahrzeuge für die geplante Aufstellung eines neuen Österreichischen Heeres zu lagern. So waren die Flugzeughallen mit einigen hundert Fahrzeugen der Typen Jeep, Dodge, GMC, Mack, Diamond sowie diversen Kettenzugmaschinen vollgestopft.

1950 wurde die UNION-Alpensegelfliegerschule am Platz eingerichtet.

1955 wurde der Platz dem Bundesheer zugesprochen, Fliegerkräfte der Luftstreitkräfte zogen aber erst fünf Jahre später ein. Vorerst wurden parallel zum Segelflugbetrieb Motorfliegerkurse für das Bundesministerium für Inneres (Gendarmerie) abgehalten.

1956 verlegte die "Kraftfahrzeug-Außenstelle" nach Innsbruck und die Kasernenanlage wurde von Infanterieeinheiten belegt.

1960 bezogen, wie schon vorhin erwähnt, wieder die Luftstreitkräfte mit einer Hubschrauberstaffel in Aigen Quartier.

1967 erhielt Aigen durch den Traditionserlass des Bundesministeriums für Landesverteidigung die Bezeichnung "Fliegerhorst Fiala-Fernbrugg/Aigen".

1976 verlegte die Union-Alpensegelfliegerschule auf den neuerrichteten Flugplatz Niederöblarn.

Derzeit ist der Fliegerhorst Aigen Standort von zwei Staffeln des Hubschraubergeschwaders (Alouette 3), Teilen des Fliegerabwehrregiments 2 und der Fliegerwerft Aigen (Typenwerft für Alouette 3).

Quellen und weitere Informationen:

  • Beer Siegfried, Karner Stefan, Der Krieg aus der Luft. Kärnten und Steiermark 1941 - 1945 (Graz 1992)
  • Hainzl Wolfgang, Die Luftstreitkräfte Österreichs 1955 bis heute (Graz 2000)
  • Pitsch Erwin, Die Fliegerhorste des Bundesheeres. In Krieg und Frieden (Wien 1982)
  • Rauchensteiner Manfried, Der Krieg in Österreich 1945 (Wien 1984)
  • Tuider Othmar, Die Luftwaffe in Österreich 1938 - 1945 (Militärhistorische Schriftenreihe 54, Wien 1985)
  • Ulrich Johann, Der Luftkrieg über Österreich 1939 - 1945 (Militärhistorische Schriftenreihe 5/6, Wien 1967)

| Flugplätze | Orte | Hauptmenü |