Die Ausbaupläne der Fliegertruppe des Österreichischen Bundesheeres sahen für 1938 den Baubeginn eines Flugplatzes im Raum
Tulln vor. Dafür wurde ein Gelände im Osten der Stadt, südlich des Ortes Langenlebarn zwischen der Franz-Josefs-Bahn und der
Straße Tulln-Königstetten, ausgewählt. Nach der Besetzung Österreichs und dem Anschluss ans Deutsche Reich wurde, wie bei einigen
anderen Plätzen auch (Sankt Pölten-Markersdorf, Zell am See usw.),
von den Planungsstäben der Deutschen Luftwaffe auf die ehemaligen österreichischen Projekte zurückgegriffen.
Im September 1938 begannen die Planierungsarbeiten und Anlage des Flugfeldes sowie die Bauarbeiten für die Gebäude des
Fliegerhorstes Tulln-Langenlebarn.
Nördlich der Bahnstation Langenlebarn wurde ein Reichsarbeitsdienstlager und Baracken für die Belegschaften der Baufirmen errichtet. Ein Teil des Baumaterials wurde mit Schleppkähnen auf der Donau angeliefert und die Bauern des Ortes mussten mit Fuhrwerken den Transport von der Donaulände zum Baugelände durchführen. Das Vorhaben genoss höchste Dringlichkeitsstufe und so konnten die mehr als 2.000 am Bau beschäftigten Arbeitskräfte bereits am 8. März 1939 das Richtfest feiern.
An Baulichkeiten entstanden:
Weiters wurde nördlich der Bahn und des Fliegerhorstes eine Wohnsiedlung für Luftwaffenangehörige errichtet.
Gleichzeitig wurden Außenlandeplätze für die Abwicklung des vorgesehenen Übungsflugbetriebes nördlich der Donau in Bierbaum, Krems-Gneixendorf, Grafenegg und Stockerau, angelegt.
Belegung des Fliegerhorstes:
Zum Jahreswechsel 1939/40 wurde die dem "Kdo./Flughafenbereich Wien-Aspern" unterstellte "Fl.H.Kdtr. A - Tulln" aufgestellt und bei Kriegsbeginn in das "Fl.Pl.Kdo. 9/XVII Tulln" umgewandelt. 1943 erfolgte eine neuerliche Umgliederung zur "Fl.H.Kdtr. A 6/XVII", welche dem "Kdo.Fl.H.Ber. 1/XVII Wr. Neustadt" unterstellt war. Von 1940 - 1943 war im Block A das Musikkorps des Luftgaukommandos XVII untergebracht.
An fliegenden Verbänden war für Langenlebarn ursprünglich eine schwere Jagdgruppe (Zerstörer) vorgesehen, der Horst wurde aber nach Fertigstellung bis Kriegsende als Ausbildungsplatz genützt. Anfang 1940 wurde die Flugzeugführerschule "FFS A/B 112 Tulln" aufgestellt, welche 1941 nach Ingolstadt verlegt wurde. Nachfolgend belegte die "Luftkriegschule 7 - Tulln" (Flugzeugführerschule A/B) bis Kriegsende den Platz. Während des Balkanfeldzuges 1941 waren kurzfristig die "FFS 114 Zwölfaxing" und das "Fliegeranwärter-Bataillon 114" in Langenlebarn stationiert. Neben dem regen Flugbetrieb durch die LKS 7 kamen im Rahmen von Übungen fast alle Flugzeugtypen der Luftwaffe nach Tulln und Nachtjäger diverser Staffeln benützten die betonierte Landebahn des Horstes nach Beendigung ihrer Einsätze als Außenlandeplatz. In den letzten Kriegsmonaten 1945 waren auch verschiedene Kampfverbände am Platz anzutreffen, welche überwiegend von geräumten Flugplätzen südlich und östlich von Wien stammten und noch einige Angriffe gegen die sowjetischen Truppen durchführten.
Luftangriffe und Kriegsende:
Obwohl der Raum Tulln durch die circa 15 Kilometer westlich der Stadt gelegenen Raffinerie Moosbierbaum und der
Donau-Chemie-Werke Pischelsdorf laufenden schweren Bombenangriffen ausgesetzt war, gab es nur sechs Angriffe auf Ziele im
Stadtgebiet. Der schwerste Bombenangriff auf die Donaustadt erfolgte am 11. Dezember 1944, wobei 87 Tote zu beklagen waren,
mehr als 40 Gebäude total zerstört und über 400 Objekte zum Teil schwer beschädigt wurden.
Der Fliegerhorst selbst war in der letzten Kriegsphase laufend Jabo-Angriffen ausgesetzt. Durch das rasche Vordringen der
Sowjets Anfang 1945 wurde die Lage immer bedrohlicher und Mitte März wurden die Flugzeuge der Luftkriegsschule 7 nach
Dresden, Fürstenfeldbruck und Deutsch-Brod verlegt. Vom verbliebenen Kaderpersonal und den Fahnenjunkern der LKS 7
wurden drei Alarmbataillone gebildet, wovon das I. und II. Bataillon bei den Erdkämpfen um Wien und das III. Bataillon zur
Sicherung des Fliegerhorstes in der unmittelbaren Umgebung (Verbindungen zum Wienerwald) eingesetzt wurden.
Als am 7. April 1945 die russischen Truppen über Tulbing und Königstetten in das Tullnerfeld vordrangen, sprengten in den
Morgenstunden Angehörige der Waffen-SS einen Grossteil der Bauten und Anlagen am Fliegerhorst. Im Laufe des 7. Aprils fiel
das Flugplatzgelände nach kurzen Kämpfen mit den SS-Nachhuten in die Hände der Russen. Die deutschen Truppen zogen sich über
die Donau ins nördliche Tullnerfeld (Sprengung der Tullner Donaubrücke am 8. April 1945) und westlich der Stadt in die Gegend
von Moosbierbaum - Zwentendorf zurück, wo sie mit den dort stationierten starken Flak-Einheiten erbitterten Widerstand
leisteten. Das linke (nördliche) Donauufer hielten die deutschen Verbände noch einen Monat bis Kriegsende, auf der rechten
Uferseite drangen die Sowjettruppen stromaufwärts allmählich bis an die Traisenmündung vor. Tulln-Langenlebarn lag dadurch
noch circa vier Wochen im Frontbereich, etliche Übersetzversuche der Russen wurden zurückgeschlagen und Artillerieduelle
über den Strom hinweg setzten das Zerstörungswerk am Fliegerhorst fort. In den wenigen brauchbaren Gebäuden quartierten sich
nun Sowjetsoldaten ein.
Zeitraum bis 1955:
Anfang Juli 1945 einigten sich die alliierten Siegermächte über die Aufteilung der Flugplätze im Großraum Wien. Langenlebarn, nun in der sowjetischen Besatzungszone liegend, wurde den US-Streitkräften zugewiesen. Vertraglich wurden die Verkehrsanbindungen des Flugplatzes mit dem US-Sektor in Wien durch die Sowjetzone festgelegt. So durften US-Soldaten die Franz-Josefs-Bahn zwischen Wien und Tulln mitbenützen und als Straßenverbindung wurde die Route von Wien-Nußdorf über Klosterneuburg-Kierling nach Langenlebarn vereinbart. Für den Flugverkehr wurde ein eigener Luftkorridor vom US-Besatzungsgebiet Oberösterreich entlang der Donau bis Langenlebarn und weiter bis zum US-Sektor in Wien eingerichtet. In der Wiener US-Zone wurde am rechten Donaukanalufer in Heiligenstadt ein kleiner Behelfsflugplatz errichtet, welcher mit einmotorigen Verbindungsflugzeugen vom Typ Piper PA 18 und Cessna L 19 von Langenlebarn aus angeflogen wurde.
Ende Juli 1945 verließen die Sowjets den Flugplatz und die ersten US-Truppen trafen ein. Pioniertruppen räumten das
Trümmerfeld und reparierten einen Hangar und einige Gebäude notdürftig. Gleichzeitig wurde laufend Airforce-Personal
eingeflogen, welches die zur Wiederaufnahme des Flugbetriebes notwendigen technischen Einrichtungen installierte.
Der Flugplatz bekam nun die Bezeichnung "US Air Force Station Tulln - Vienna" und im Oktober 1945 waren bereits circa
900 US-Soldaten in Langenlebarn stationiert. Anfang November 1945 verlegte die dem ATC unterstellte und mit
Transportmaschinen des Typs Douglas C-47 ausgerüstete 1424. Staffel der USAAF nach Tulln.
Ab Juni 1946 nahm die zivile Fluggesellschaft "Pan Am" den regelmäßigen Linienbetrieb New-York -Langenlebarn (Vienna) auf.
Der adaptierte Werfthangar diente zur Hinterstellung der viermotorigen "Pan Am" Maschinen. Im September 1946 wurde die
Flugplatzbezeichnung auf "Army Air Base Tulln" geändert, welche bis zum Abzug der US-Streitkräfte 1955 aufrecht blieb,
ebenso änderte sich die Belegung und Bezeichnung der US-Einheiten am Platz bis zu diesem Zeitpunkt ständig.
Zeitraum 1955 bis heute:
Nach Unterzeichnung des Staatsvertrages mit den Siegermächten in der ersten Jahreshälfte 1955 wurde immer mehr US-Personal
abgezogen und mit 30. September 1955 wurde der Flugplatz Langenlebarn der neuaufzubauenden Fliegertruppe des Bundesheeres
übergeben. Mehr als die Hälfte aller Anlagen waren noch immer zerstört, der Rest von den Amerikanern nur provisorisch
instandgesetzt. Unter diesen schwierigen Bedingungen, mit einigen von den ehemaligen Besatzungsmächten stammenden
Schulmaschinen, schufen einige Idealisten am Flugplatz Tulln-Langenlebarn die Keimzelle der heutigen "Österreichischen
Luftstreitkräfte". In jahrelanger Aufbauarbeit wurden die Gebäude und Anlagen des Fliegerhorstes den heutigen Standards
entsprechend wiederhergestellt.
Seit 1967 trägt der Platz die Bezeichnung "Fliegerhorst Brumowski Langenlebarn-Tulln" und ist heute Sitz des Kommandos der
Fliegerdivision des Österreichischen Bundesheeres.
Quellen und weitere Informationen:
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