Deckname "Erika 4" - Flachberg/Tulln

In Flachberg bei Tulln existierte ein UKW-Fächer-Phasendrehfunkfeuer mit dem Decknamen "Erika 4".

Rekonstruktionsversuch der Antennenanlage Erika 4 mit Blickrichtung zur Donau
©Schmitzberger, 2005
Rekonstruktionsversuch der Antennenanlage "Erika 4" mit Blickrichtung zur Donau

Technik

Zwischen 1941 und 1943 lief bei der Firma Lorenz die Entwicklung eines Präzisions-Eigenortungsverfahrens für die Deutsche Luftwaffe. Mit Hilfe von Boden-Antennen (Erika-Anlage) wurde ein Frequenzmuster im UKW-Bereich ausgesandt, das von Flugzeugen zur Positionsbestimmung genutzt werden konnte. Die Positionsbestimmung erfolgte also von der Flugzeugbesatzung selbst und nicht von der Erika-Anlage am Boden. Die zur Erika-Anlage gehörige Flugzeugausrüstung hatte die Bezeichnung FuG 121.

Die Erika-Anlagen bestanden aus einem Antennenpaar zur Aussendung der Bezugsfrequenz, einem Antennenpaar zur Aussendung der Frequenz für die Grobortung und einem (weiter auseinanderstehenden) Antennenpaar zur Aussendung der Frequenz für die Feinortung. In Summe mussten also sechs etwa 20 Meter hohe Antennen errichtet werden. Eine Positionsbestimmung war nur in einem sehr eingeschränkten Winkelbereich, normal zur Aufstellungsachse der Antennen, möglich. Bis Kriegsende wurden zwei Versuchsanlagen und vier Bodenstellen errichtet.

Die Anlage in Flachberg

Von den vier Bodenstellen ("Erika 1" bis "Erika 4") wurde "Erika 4" als einzige dieser Anlagen in Österreich errichtet. Der Standort befand sich auf einer Anhöhe circa 250 Meter nördlich der kleinen Ortschaft Flachberg, südlich von Tulln an der Donau.

Die Antennen wurden circa 1944 errichtet und noch vor Kriegsende fertiggestellt. Wie auch bei den anderen Erika-Anlagen wurden in Flachberg insgesamt sechs circa 20 Meter hohe Antennentürme aufgestellt. Jedoch dürften hier vier oder fünf der Masten aus Holz bestanden haben und nur einer oder zwei aus Stahlkonstruktionen. Die Antennen selbst bestanden aus Kupferrohren mit einem Durchmesser von etwa 12 bis 15 Millimetern. Die Antennenanlage war durch ihre herausragende Stellung weithin sichtbar, wegen der Abriegelung der Anlagen durch die Luftwaffe war die Funktion aber für die Bevölkerung völlig unklar. Es ist anzunehmen, dass die Antennen aufgrund ihrer Position und ihrer Ausrichtung in Zusammenhang mit dem Luftwaffenstützpunkt Tulln (Langenlebarn) standen.

Zustand heute

Schon kurz nach Kriegsende begann die umliegende Bevölkerung die Anlage "Erika 4" zu demontieren und als Baumaterial zu verwenden. Übrig blieben nur die Betonfundamente der Antennenmasten.

In den 1960er-Jahren wurden schließlich auch die Fundamentreste gesprengt und aus dem Ackerboden entfernt. Da diese Arbeiten sehr gründlich durchgeführt wurden, sind nicht die geringsten Spuren der Anlage erhalten geblieben.

Quellen und weitere Informationen:

  • Herzlichen Dank für die vielen Auskünfte der Einwohner von Flachberg, Baumgarten und Freundorf!
  • Trenkle Fritz, Die deutschen Funkführungsverfahren bis 1945 (Heidelberg 1987), Seite 161 ff.

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