Zur Verwahrung der Kriegsgefangenen im Dritten Reich gab es mehrere Kategorien an Lagern:
Im Reichsgebiet bzw. "Heimatkriegsgebiet" war für das Gefangenenwesen das "Allgemeine Wehrmachtsamt" (AWA) unter Leitung des "Oberkommandos der Wehrmacht" (OKW) zuständig. Im Kampfgebiet bzw."Fronthinterland" war das "Oberkommando des Heeres" (OKH) mit sogenannten "Frontstalags" für die Kriegsgefangenen verantwortlich.
In den 17 Wehrkreisen des sogenannten Heimatkriegsgebietes gab es 47 Oflags, 80 Stalags und einige Lager für gefangene feindliche Flieger- und Marineoffiziere, die der Luftwaffe und Marine direkt unterstanden (Oflags-Luft und Marlags).
Wie bereits oben erwähnt, steht Stalag für Stammlager, die römische Ziffer XVII bezeichnet den Wehrkreis (Wehrkreis XVII umfasste die "Gaue" Nieder- und Oberdonau, sowie Wien) und der Großbuchstabe die zeitliche Reihenfolge der im jeweiligen Wehrkreis errichteten Lager. Somit war das Lager Gneixendorf das zweite (B) im Wehrkreis XVII entstandene Kriegsgefangenenlager für Mannschaften und Unteroffiziere. Das erste Lager - Stalag XVII A - befand sich in Kaisersteinbruch im östlichen Niederösterreich am Rande des Truppenübungsplatzes Bruckneudorf, Stalag XVII C entstand am Truppenübungsplatz Döllersheim und das Offizierslager des Wehrkreises XVII war in Edelbach, ebenfalls am Tüpl Döllersheim - Oflag XVII A.
Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich errichtete die Wehrmacht Ende 1938 circa sechs Kilometer nordöstlich von Krems in der Nähe des Ortes Gneixendorf an der Straße von Krems nach Langenlois ein Lager, in dem bis Ausbruch des Krieges ein motorisiertes Infanteriebataillon stationiert war. Daraus entstand im September 1939 ein "Dulag" und bereits am 26. Oktober 1939 erfolgte die Umwandlung in das "Stalag XVII B Krems-Gneixendorf". Privateigentümer mussten riesige Flächen an Grund abtreten. Zivilfirmen, Heeresangehörige und in Zelten untergebrachte polnische Kriegsgefangene begannen mit dem Aufbau des Lagerbezirkes.
Die Gesamtfläche des Lagergeländes betrug circa einen Quadratkilometer und umfasste das im Westteil gelegene bereits erwähnte Wehrmachtslager, welches als "Vorlager" bezeichnet wurde, weiters das "Truppenlager" für die Wachmannschaften und schließlich das eigentliche "Gefangenenlager".
Das "Vorlager", welches größtenteils aus gemauerten Gebäuden bestand, beherbergte die Lagerverwaltung, die Abwehrgruppe, Gefängnis, ein Krankenrevier mit Ärzteunterkunft sowie Quarantänebaracken.
Das "Gefangenenlager" bestand aus circa 40 genormten Baracken zur Unterbringung von je 300 Mann. Die Baracken waren in Nord-Südrichtung beidseitig der in West-Ostrichtung verlaufenden Lagerhauptstraße angelegt. Die Gebäude wiederum waren in der Mitte durch den Waschraum in einen Nord- und Südteil getrennt. In den Schlafsälen befanden sich Stockbetten mit drei Etagen, die mit Strohsäcken, aber nicht mit Polster und Decken, ausgestattet waren. Als Heizung dienten Steingutöfen, welche sich in den kalten Wintermonaten als ziemlich ungeeignet erwiesen. Dieser Lagerbereich war mit zwei parallel verlaufenden , vier Meter hohen Stacheldrahtzäunen umgeben. Entlang des inneren Zaunes war im Abstand von zwei Metern zu diesem, in 20 Centimeter Höhe, ein einfacher Draht gespannt, welcher eine umlaufende Sperrzone markierte, die von den Gefangenen nicht betreten werden durfte. Bei Übertretung dieses Drahtes hatten die auf Wachtürmen postierten Wachmannschaften Schießbefehl.
Im Bereich des "Truppenlagers" wurde 1941 ein Lazarett mit 300 Betten errichtet, in dem alle schwerkranken Gefangenen des gesamten Wehrkreises XVII (Mannschaften und Offiziere) behandelt wurden.
Polen waren, wie schon angeführt, die ersten Gefangenen, die ab Ende Oktober 1939 zum Lageraufbau eingesetzt wurden. Im Juni 1940 wurden noch tausende Belgier in einem riesigen Zeltlager untergebracht - die Unterkunftsbaracken mussten demnach erst nach diesem Zeitpunkt endgültig fertiggestellt worden sein.
Die Gefangenen kamen in Eisenbahntransporten von den diversen "Frontstalags" und "Dulags" am Ausladebahnhof in Landersdorf an. Dieser lag an der Bahnstrecke Absdorf-Krems zwischen der heutigen Haltestelle Rohrendorf und dem Bahnhof Krems. Das circa fünf Kilometer entfernte, auf der Hochfläche von Gneixendorf gelegene Lager wurde im Fußmarsch über Feldwege entlang ausgedehnter Weingärten erreicht. Dort durchliefen sie im "Vorlager" den Einweisungsvorgang mit Haarschneiden, Duschen und Desinfektion. Danach wurde von den Gefangenen ein Foto angefertigt, eine Karteikarte mit diversen persönlichen Daten zwecks Registrierung angelegt und eine Erkennungsmarke mit eingestanzter Erkennungsnummer ausgegeben. Mitgebrachte Wertgegenstände wurden gegen eine, später meist wertlose, Quittung abgenommen und die Kleidung wurde ebenfalls einer "Entlausungsprozedur" unterzogen.
Nun kamen die Leute in die nach Nationalitäten getrennten Unterkünfte und wurden nach Ausbildung, Gesundheitszustand usw. entsprechenden Kommandos zugeteilt. Ein Teil verblieb zur Aufrechterhaltung des Dienstbetriebes im Lager, der Großteil aber wurde an Außenkommandos überstellt und als Arbeitskräfte in der Rüstungsindustrie, bei Gewerbebetrieben und in der Land- und Forstwirtschaft eingesetzt. So wurden bei den meisten Rüstungsbetrieben eigene, von Heeresangehörigen bewachte Gefangenenbaracken errichtet bzw. waren die in der Landwirtschaft eingesetzten Gefangenen bei den Bauernfamilien direkt untergebracht. Letztere Gruppe hatte gegenüber den der Rüstung zugeteilten Gefangenen trotz Schwerstarbeit gewisse Vorteile punkto Verpflegung, Bekleidung, Unterbringung außerhalb eines Lagers und dadurch größere Freiheiten bis hin zur teilweisen Integration in die Familien.
Laut dem Genfer Kriegsgefangenenabkommen von 1929 konnten Offiziere und Unteroffiziere nicht zur Arbeit gezwungen werden. Die Deutschen umgingen dieses Abkommen, indem sie die Gefangenen französischer, belgischer, serbischer und italienischer Nationalität zur "freiwilligen Arbeitsleistung" aufforderten, also ein "freiwilliger" Zwang, der meist unwiderrufbar war! Die Befreiung vom Arbeitsdienst galt nur für die britischen und amerikanischen Unteroffiziere. Die vorgenannten Gefangenengruppen konnten auch durch Einschaltung des "Internationalen Roten Kreuzes" Pakete mit Lebensmitteln und sonstigen zum persönlichen Bedarf benötigten Dingen aus der Heimat empfangen. Die Sowjetunion hatte die "Genfer Konvention" nicht unterzeichnet, die Begünstigungen hatten demnach für die Kriegsgefangenen der Sowjetarmee keine Bedeutung.
Der dem Stammlager zugeteilte Gefangenenstand schwankte je nach Kriegslage zwischen 50.000 und 65.000 Personen, wobei im September 1943 der geringste Stand mit circa 34.000 Mann zu verzeichnen war und sich dann bis Kriegsende bei etwa 45.000 Gefangenen bewegte. Im Lager Gneixendorf direkt waren im Schnitt 12.000 Gefangene, (siehe auch vorhandene Unterbringungskapazität in den Baracken) bei Spitzen bis zu 16.000 Mann, dafür wurden auch die Waschräume und Gänge der Unterkünfte zu provisorischen Schlafstellen umfunktioniert. Der Rest, die weit größere Zahl an Gefangenen, war den verschiedensten Außenstellen zugeteilt.
Zum Bild: Aufnahme Richtung Westen gegen Ort Gneixendorf: Links war das Krankenrevier bzw. Lazarett, auf der rechten Seite der Straße befand sich das Truppenlager, Verwaltung usw. und anschließend die Gefangenenbaracken.
Der Kriegslage entsprechend bewegte sich die Zusammensetzung nach Nationen. So waren die ersten, und gleichzeitig beim Lageraufbau eingesetzt, die Polen. Dann folgten die Franzosen, welche überhaupt die größte Nationalitätengruppe bildeten (zum 31.01.1941 waren 50.268 französische Gefangene dem Stammlager Gneixendorf zugeteilt) und die Belgier. Zwischen Oktober und Dezember 1941 sank durch Entlassungen die Zahl der französischen und belgischen Mannschaften und die ersten Transporte mit sowjetischen Gefangenen trafen ein. Deren Stand belief sich auf 8.000 bis max. 11.000 Mann und sie wurden überwiegend zu den schwersten und niedrigsten Arbeiten in- und außerhalb des Lagers eingesetzt.
Ab Oktober 1943 trafen amerikanische Luftwaffenunteroffiziere in Gneixendorf ein. Dabei handelte es sich großteils um
Bomberbesatzungen, deren Maschinen über dem Reichsgebiet abgeschossen wurden. Die Zahl der US-Fliegerunteroffiziere
betrug in etwa bis Kriegsende konstant 4.000 Mann. Die Amerikaner genossen eine bevorzugte Behandlung, so waren sie von
jeder körperlichen Arbeit befreit, für diverse Dienste im US-Lagerbereich wurden Gefangene anderer Nationalitäten
herangezogen und für ihre Bewachung waren Soldaten der deutschen Luftwaffe zuständig. Sie hatten eine straff organisierte
Selbstverwaltung mit einem demokratisch gewählten Lagersprecher "camp spokesman" und für jede Baracke einen Barackenleiter
"barracks chief". (Über derartige Selbstverwaltungen anderer Nationalitätengruppen ist nichts bekannt). Weiters hatten sie
ein eigenes "Kulturkomitee", deren Mitglieder für die Abwicklung der verschiedensten Aktivitäten zur Bewältigung der ja
reichlich vorhandenen Freizeit zuständig waren. So entstanden im US-Gefangenenbereich eine eigene Lagerschule, hochtrabend
als "Lageruniversität" "Interned Airman's Institute" bezeichnet, eine Bibliothek und eine Theatergruppe.
Neben diesem Bildungsprogramm gab es auch unzählige sportliche Aktivitäten zur Bekämpfung der Langeweile, wie Volleyball,
Baseball und Handball und es gab laufend Wettkämpfe zwischen eigenen Barackenteams. Ebenso war ein Boxring und eine zur
Turnhalle umfunktionierte Baracke vorhanden.
Diese Sonderstellung der Amerikaner sorgte natürlich für berechtigte Unmutsäußerungen der anderen Gefangenengruppen!
So gab es mehrere Klassen von Gefangenen: Die beste Behandlung in jeder Hinsicht genossen, wie vorhin schon berichtet, die
Amerikaner und die gegen Kriegsende bei den Kämpfen in Italien gefangenen 1.200 Briten. Gerade sie, als freizügig
aufgewachsene Bürger empfanden jedoch die Einschränkungen des Lagerlebens, im Vergleich zu Gefangenen aus anderen
Kulturkreisen, als besonders hart.
Entsprechend der NS-Rassentheorie wurden die Volksgruppen differenziert betrachtet, bekamen unterschiedliche Begünstigungen
und manche wurden früher aus der Gefangenschaft entlassen. Bei den belgischen Gefangenen hatten es die Flamen besser als
die der nächstschlechteren Kategorie zugereihten Wallonen, welche gleich den französischen Lagerinsassen behandelt wurden.
Abermals eine Stufe tiefer eingereiht wurden die Armeeangehörigen aus dem ehemaligen Jugoslawien und an der untersten Stufe
der Lagerhierarchie standen die sowjetischen Kriegsgefangenen. Bei Verstößen gegen die Lagerordnung bzw. Fluchtversuchen
wurden die sowjetischen Gefangenen der Sicherheitspolizei übergeben und ins KZ Mauthausen überstellt. Angehörige anderer
Nationalitäten wurden bei solchen Vergehen meist nur mit Einzelhaft im Lager bestraft. Die Anzahl der Fluchtversuche aus
der Gefangenschaft ist nicht bekannt, war aber besonders unter den sowjetischen Gefangenen besonders groß. So wurde ab
Februar 1943 für jeden wiederaufgegriffenen sowjetischen Gefangenen eine Belohnung von 30 Reichsmark ausgesetzt. Die
Bedauerlichen wurden dem "Internationalen Roten Kreuz" gegenüber als "geflohen und nicht wiederergriffen" gemeldet und
großteils im KZ Mauthausen durch Genickschuss im Rahmen der sogenannten "Aktion Kugel" hingerichtet. Von den 5.040 im
KZ Mauthausen durch die "Aktion K" hingerichteten Personen waren 4.300 sowjetische Kriegsgefangene aus den verschiedensten
Lagern.
Neben den Neidkomplexen und der reservierten Haltung aller übrigen Nationen gegenüber den Amerikanern (und später auch den Briten) gab es auch Spannungen unter den restlichen Gefangenengruppen. Die Polen hassten die Russen und innerhalb der jugoslawischen Gefangenen gab es damals schon Spannungen unter den einzelnen Volksgruppen wie Serben, Kroaten, Slowenen usw., sowie den Anhängern der kommunistischen Partisanenbewegung von Tito.
Über die Anzahl der Todesfälle im Lagerbereich und den Außenkommandos gibt es keine Aufzeichnungen. Es wird aber über die Exhumierung nach 1945 von 1.640 in Gneixendorf verstorbenen Russen berichtet, die großteils einer im Dezember 1941 im sowjetischen Lagerbereich eingeschleppten Typhusepidemie zum Opfer fielen.
Die Verpflegung im Lager war durch die Zubesserung aus Lebensmittelpaketen, welche über Vermittlung des Roten Kreuzes aus den Heimatländern der Gefangenen bzw. deren Angehörigen kamen, einigermaßen erträglich. Nur bei den Sowjets waren die Rationen aus den bereits genannten Gründen als eher unzureichend zu bezeichnen.
Nach dem Scheitern des Attentats auf Hitler am 20. Juli 1944 und der daraus resultierenden Kommandoübernahme beim Ersatzheer und der Heimatarmee durch den Reichsführer der SS, Himmler, verschärfte sich die Situation der Gefangenen zusehends. Bei den im Rüstungsbereich eingesetzten Personen wurde der wöchentliche Ruhetag abgeschafft und es gab nur mehr alle drei Wochen einen freien Arbeitstag. Innerhalb des Lagers wurde die Bewegungsfreiheit eingeschränkt und ständig wurden Durchsuchungen nach illegalen Lebensmittelvorräten durchgeführt. Auf diese Weise hoffte man Einzel- und Massenausbrüche zu vereiteln. Um Übergriffe der Gefangenen auf die Lebensmittel zu verhindern, verlegte man das Vorrätelager in ein Depot südlich der Donau - nach Mautern - und nur die Menge für die jeweilige Tagesverpflegung wurde nach Gneixendorf geliefert.
Ein Großteil der Wachmannschaften wurde an die Front versetzt und durch Volkssturmpersonal, bestehend aus Greisen und Invaliden, die man zu "Hilfswachen" ernannte, ersetzt. Durch das Näherrücken der Front im Osten und die allmähliche Lähmung der Transportsysteme durch ständige Luftangriffe, verschlimmerte sich die Versorgungslage ab März 1945 zusehends. So wurde am 5. April 1945 das Paketlager von Gefangenen geplündert und nur durch die besonnene Haltung der verbliebenen, vorwiegend aus Österreichern bestehenden Wachmannschaften, konnte ein Massaker verhindert werden.
Ab Anfang April 1945 begann die schrittweise Räumung bzw. Evakuierung des Lagers Gneixendorf. Die Gefangenen wurden in
Nationengruppen Richtung Westen in Marsch gesetzt. Als Erste verließen die Russen, am 8. April die 4000 Amerikaner, danach
die Franzosen und die Übrigen das Lager. Insgesamt blieben nur rund 300 westliche Gefangene und eine kleine Anzahl von
Russen im Lager zurück.
In die leeren Unterkunftsbaracken wurden aus dem Osten heranströmende Flüchtlinge und Ostarbeiter aus der Region
einquartiert. Der großen Zahl der bei Außenkommandos eingesetzten Gefangenen wurde teilweise freigestellt, den
Evakuierungsmarsch in den Westen mitzumachen oder zu bleiben. So verblieben einige tausend dem Stalag XVII B unterstellte
Gefangene im Außeneinsatz bis Kriegsende am Ort ihrer Tätigkeit. Rund 10.000 ehemalige Gneixendorfer Lagerinsassen
marschierten aber Richtung Oberösterreich, den Amerikanern entgegen. Es wurden Marschpakete von je 500 Mann gebildet und
als Bewachung marschierten einige Volkssturmmänner mit.
Die Marschroute führte durch die Wachau, über Mauthausen nach Linz und weiter über Eferding und Altheim zum Weilhartsforst
nördlich Braunau. Die Kolonnen brauchten für die rund 300 Kilometer lange Strecke circa 18 Tage. Auch die Insassen von
Stalag XVII A aus Kaisersteinbruch waren schon einige Zeit vorher in die Wälder des Weilhartsforstes evakuiert worden. Die
Gneixendorfer lagerten in der Nähe des Ortes Überackern. Am 2. Mai 1945 trafen die ersten Einheiten der Armee Pattons ein,
die Gefangenen waren somit befreit. Sie verblieben noch bis zum 12. Mai 1945 im Weilhartforst und wurden dann mit
amerikanischen Armeelastern zum Flugplatz Pocking gebracht. Hier fand die endgültige Entlassung statt bzw. wurden die
Amerikaner, Franzosen, Belgier und Briten mit Transportflugzeugen auf französische Flugplätze ausgeflogen.
Das Lager Gneixendorf selbst wurde am 8. Mai 1945 von den wenigen übriggebliebenen deutschen Wachmannschaften verlassen und am 9. Mai erschienen die ersten russischen Truppen. Sie wurden von den verbliebenen Lagerinsassen freudig als Befreier begrüßt, wurden aber durch die Vorgangsweise der Sowjettruppen bitter enttäuscht. Unter Androhung von Waffengewalt nahmen sie ihnen ihre bescheidenen Wertgegenstände ab, wurden wieder unter Bewachung gestellt und durften das Lagergelände nicht verlassen. Die Franzosen wurden am 29. Mai nach Gmünd überstellt, von dort weiter über Pilsen zu den Amerikanern gebracht und von diesen entlassen. Die ehemaligen sowjetischen Kriegsgefangenen hingegen wurden großteils in ihrer Heimat als "Vaterlandsverräter" hingestellt und wurden in Arbeitslager gesteckt.
Nach Auszug der Kriegsgefangenen belegten bis zu 10.000 Mann der Sowjetarmee das Lager bis 1946. Auf Befehl des russischen Hochkommissars wurde das Lagergelände per 5. Juli 1946 als "Deutsches Eigentum" unter USIA-Verwaltung gestellt und mit dem Abbruch der Baulichkeiten begonnen. Der Grund wurde an die Vorbesitzer rückerstattet und die Gebäudereste wurden als Baumaterial wiederverwendet. Auf dem ehemaligen Lagerareal befindet sich heute die Mülldeponie für den Bezirk Krems, der Flugplatz Krems-Langenlois, Felder, Weingärten und Waldflächen. Besonders in den Waldstücken sind noch Fundamentreste vorhanden. Am besten erhalten ist der bunkerähnliche Wasserhochbehälter inmitten von Weingärten.
Zum Bild: Bereich des ehemaligen Lagerhaupteinganges und der Lagerstraße des Gefangenenbereiches. Die Straße verläuft in West-Ost-Richtung, die Baracken waren links und rechts im rechten Winkel zur Straße (Nord-Süd-Richtung) angeordnet. (Links hinter der Rollbahn befindet sich heute die große Mülldeponie für den Bezirk Krems).
Beim ehemaligen Lagerhaupteingang, heute Zufahrtsstraße zum Flugplatz, erinnern drei Gedenksteine (zur Erinnerung an alle Toten und je einer von der französischen und amerikanischen Lagergemeinschaft) an die Zeiten des unfreiwilligen Aufenthaltes.
Quellen und weitere Informationen: