Luftschutzstollen Thalheim bei Wels

Im Reinberg bei Thalheim bei Wels wurden erst sehr spät Stollen angelegt, die Luftschutzzwecken für Welser Firmen und der Bevölkerung dienten. Belegte Bauarbeiten gab es erst ab Jänner 1945. Mit dem Bau am ersten Stollen wurde am 15. Jänner 1945 durch die Firma Ferro-Betonit-Werke AG begonnen, ab 23. Jänner arbeitete man am zweiten Stollen und der Vortrieb für den dritten begann am 15. Februar. Für die weiteren Stollen gibt es keine Aufzeichnungen über den Baubeginn. Bis auf eine Anlage sind mittlerweile alle Stollen entweder verschlossen, vermauert oder nach wenigen Metern verstürzt.

Wels war hauptsächlich wegen des Fliegerhorsts und der Flugzeug- und Metallbauwerke, aber auch wegen des Bahnhofs bzw. des Verschiebebahnhofs Ziel alliierter Luftangriffe. Der erste Luftschlag traf die Stadt am 30. Mai 1944, der vielen Bewohnern das Leben kostete. Aufgrund der zahlreichen bis dahin ausgelösten Fliegeralarme, die keinen tatsächlichen Angriff nach sich zogen, waren sie sorglos geworden und glaubten nicht mehr an eine wirkliche Bombardierung. An diesem Tag überflogen 227 Bomber der 451th, 454th, 455th, 456th, 459th, 461th und 484th Bomb Group gemeinsam mit 122 Jagdflugzeugen des Typs P38 und P51 die Stadt. Sie warfen 500 Sprengbomben zu 500 Pfund, 17000 Splitterbomben zu 20 Pfund und 1000 Flüssigkeitsbrandbomben zu 100 Pfund über Wels ab.

Dieser erste Angriff forderte 218 Tote, 197 Schwerverwundete und 2 Vermisste. Bis zum Ende des Krieges folgten weitere zehn Angriffe. Insgesamt starben bei diesen Luftschlägen 517 Menschen. 292 Wohngebäude wurden total zerstört, weitere 860 schwer oder mittelschwer beschädigt. Von circa 10000 Wohnungen wurden 1072 zerstört, 6928 schwer oder mittelschwer beschädigt.

Im Stadtarchiv Wels gibt es einen Lageplan aller Stollen vom 13. April 1945 bzw. wurde er vermutlich bereits im März aufgenommen und im April mit Anmerkungen versehen. In dieser Übersicht sind auch die jeweiligen Eigentümer bzw. Benutzer der Stollen angeführt.

Das waren lt. Plan:

Man kann davon ausgehen, dass es sich dabei nicht um 17 voneinander getrennte Anlagen gehandelt hat, sondern dass die Stollen der Stadt Wels und der Firmen Rotax, Triumph und Gerstl in sich durch Quergänge verbunden waren bzw. verbunden hätten werden sollen. Es handelt sich somit um 11 Anlagen, die zum größten Teil nicht fertiggestellt wurden.

Die Reinbergstollen finden in einem Zeitzeugenbericht von Frau Margarethe Payrhuber (geb. 1927) Erwähnung:

Da war man von morgens bis abends so damit beschäftigt: "Wie wird's in der Nacht sein? Müssen wir wieder aufstehen?" Wenn ich jetzt nur sag, wie meine Familie diese Bombenangriffe erlebt hat. Meine Schwester war im E-Werk. Die hat ganz bald schon die Meldung gekriegt: "Anflug auf ..." und dann hat sie angerufen: "Ich fahr heut mit in den Reinbergstollen." Oder "ich bleib im E-Werk". Wenn sie angerufen hat: "Ich fahr in den Stollen", am Lastwagen sind's rüber gefahren worden, dann hat die Mutter ihr Kofferl gepackt und dann ist sie mit meinem jüngeren Bruder auch in den Reinberg, in den Stollen gegangen. ... Mein Bruder, der ist um 5 Jahre jünger gewesen, der Toni, der war beim Hammerl als Fernmelder eingesetzt. Also der war 12/13 Jahre. Und ich bin eingesetzt gewesen im Burggarten als Rote-Kreuz-Schwester.(1)

Stollen der Firma Gerstl
©Thomas Keplinger, 2012
Die beiden Stolleneingänge der Firma Gerstl
Stollen der Firma Gerstl
©Thomas Keplinger, 2012
Stollen der Firma Würzburger
©Thomas Keplinger, 2011
Stollen der Firma Würzburger
Stollen der Firma Würzburger
©Thomas Keplinger, 2011
Stollen der Firma Würzburger
©Thomas Keplinger, 2011
Stollen der Firma Würzburger
©Thomas Keplinger, 2011
Stollen der Firma Richter-Fritsch
©Thomas Keplinger, 2012
Die beiden Stollen der Firma Richter-Fritsch, beide nach wenigen Metern verstürzt
Stollen der Firma Richter-Fritsch
©Thomas Keplinger, 2012
Stollen der Technischen Nothilfe
©Thomas Keplinger, 2012
Stollen der Technischen Nothilfe
Stollen der Firma Triumpf
©Thomas Keplinger, 2012
Einer der einstigen drei Stolleneingänge der Firma Triumpf
Stollen der Firma Triumpf
©Thomas Keplinger, 2012
Wie fast alle anderen ist auch dieser Stollen kurz nach dem Eingang eingebrochen
Kellerstollen Gasthaus Marienwarte
©Thomas Keplinger, 2011
Kellerstollen Gasthaus Marienwarte, mittlerweile versperrt
Kellerstollen Gasthaus Marienwarte
©Thomas Keplinger, 2011
Kellerstollen Gasthaus Marienwarte
©Thomas Keplinger, 2011
Kellerstollen Gasthaus Marienwarte
©Thomas Keplinger, 2011
Notausstieg

Quellen und weitere Informationen:

  • Kitzmantel Michael, Der Bombenkrieg und Wels. In: Nationalsozialismus in Wels 2 (Wels 2012)
  • (1) ebenda S. 265 - 266

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