Erdölraffinerie - Schwechat

1936 erwarb die "Nova Öl- und Brennstoff AG" Grundstücke einer Ziegelei im Osten der Stadt Schwechat. Die Gesellschaft betrieb bereits eine Raffinerie in Drösing an der Nordbahn, wo Öl aus Galizien verarbeitet wurde. Diese Ölverarbeitungsstätte in Drösing wurde 1937 stillgelegt und auf dem neu erworbenen Areal in Schwechat wurde mit dem Bau einer neuen Raffinerie begonnen. Das Werk Drösing wurde demontiert und etliche Anlagen davon wurden in Schwechat wiedererrichtet.

Die Raffinerie in Schwechat vor dem Ausbau der 1960er Jahre
©Sammlung Josef B.
Die Raffinerie in Schwechat vor dem Ausbau der 1960er Jahre

Die Destillationsanlage konnte wahlweise auch im Vakuumverfahren produzieren, Benzin und Petroleum wurden mit Schwefelsäure und Natronlauge raffiniert. 1938 wurde der Betrieb aufgenommen, verarbeitet wurde rumänisches Rohöl. Das Öl wurde auf der Donau mit Tankkähnen angeliefert und von der Donaulände bei Mannswörth in einer Rohrleitung nach Schwechat gepumpt.

Nach dem Anschluss Österreichs an das Deutsche Reich kam die Nova-Raffinerie Schwechat an die" IG Farben AG"-Gruppe und ab 1. August 1939 an die DEA (Deutsche Erdöl AG).

Die bestehenden Anlagen wurden großzügig erweitert. So wurden eine kombinierte Top- und Crackanlage, eine Kraftstoffraffination, eine zweistufige Redestillationsanlage, eine Verkokungsanlage, 12 große Lagertanks und diverse Nebenanlagen errichtet.

Im Juni 1944 begannen die schweren alliierten Luftangriffe auf die Erdölindustrie in und um Wien, die bis Kriegsende anhielten. Rund 4.000 Bomben verschiedener Größenordnung wurden dabei alleine auf das Werk Schwechat abgeworfen, davon trafen circa 400 das Zentrum der Raffinerie. Trotz der dadurch entstandenen schweren Zerstörungen konnte die Produktion durch Einsatz spezieller Reparaturtrupps, zumindest in kleinerem Umfang immer wieder aufgenommen werden und Treibstoffe sowie Schmiermittel an die Truppen der Ostfront liefern. Am 5. April 1945 wurde die Raffinerie vor den anrückenden Sowjettruppen geräumt.

Bereits am 1. Mai 1945 wurde im Auftrag der Sowjets ein provisorischer Betrieb wieder aufgenommen. Nach weiteren Reparaturen startete im Oktober 1945 der Vollbetrieb durch die von der Besatzungsmacht gegründete "SMV" (Sowjetische Mineralölverwaltung). Zur Verarbeitung gelangte österreichisches Rohöl. Das größte Problem bestand in der Anlieferung und Zwischenlagerung des Rohöls bzw. der Lagerung der Fertigprodukte. Ein Großteil der Lagertanks war durch die Bombenangriffe zerstört worden. So hatte neben der Wiederherstellung der Produktionsanlagen die Schaffung von Lagertanks oberste Priorität.

Ab 1947 führte die SMV laufend Umbau-, Erweiterungs- und Modernisierungsarbeiten der Raffinerieanlagen durch. Grundsätzlich waren dies doch nur improvisierte Wiederherstellungsarbeiten mehr oder weniger kriegszerstörter Anlagen. Nach Abschluss des Staatsvertrages und Abzug der sowjetischen Besatzungstruppen 1955 ging die Raffinerie Schwechat ebenso wie die Werke Moosbierbaum, Korneuburg und das Tanklager Lobau an die "Österreichische Mineralölverwaltung" (ÖMV).

Die Raffinerie in Schwechat heute: Ein kilometerlanger petrochemischer Industriekomplex
©Schmitzberger, 2006
Die Raffinerie in Schwechat heute: Ein kilometerlanger petrochemischer Industriekomplex

Mit Einsetzen der Motorisierungswelle und dem verstärkten Wiederaufbau nach Abzug der Besatzungstruppen fand man mit den vorhandenen Raffineriekapazitäten (neben den vorgenannten Werken hatte die ÖMV auch die Raffinerien Lobau und Vösendorf gepachtet) nicht mehr das Auslangen. Auch die steigenden Qualitätsansprüche konnten mit den veralteten Anlagen nicht mehr voll erfüllt werden. Als Konsequenz erfolgte 1957 der Beschluss zum Neubau einer Großraffinerie in Schwechat und Stilllegung der übrigen Werke. 1958 war Baubeginn für die neue Großraffinerie östlich der bestehenden alten Anlagen. Die Inbetriebnahme der ersten Ausbaustufe erfolgte im Juni 1961. Durch ständigen Ausbau ist die Raffinerie Schwechat der OMV heute mit 14,5 Millionen Jahrestonnen Rohöldurchsatz eine der größten und modernsten Raffinerieanlagen Mitteleuropas.

Quellen und weitere Informationen:

  • Banny Leopold, Krieg im Burgenland. Bd. 1: Warten auf den Feuersturm. Vom Beginn des Luftkrieges 1943 bis zum Beginn der Kampfhandlungen Ende März 1945 (Lackenbach 1983)
  • Feichtinger Friedrich, Spörker Hermann, ÖMV - OMV. Die Geschichte eines österreichischen Unternehmens (Horn 1995)
  • Girbig Werner, ...mit Kurs auf Leuna. Die Luftoffensive gegen die Treibstoffindustrie und der deutsche Abwehreinsatz 1944-1955 (Stuttgart 1980)

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