Erdölraffinerie und Tanklager - Korneuburg

Am südöstlichen Stadtrand von Korneuburg, zwischen Nordwestbahn und Bundesstraße B3, befand sich von 1927 bis 1961 eine Erdölraffinerie. Die Raffinerie wurde zwar bereits 1922 beantragt, wegen des befürchteten "Gestankes" wurde der Bau aber abgelehnt. 1927 wurde die Raffinerie dennoch gebaut. Vorerst wurde, wie bei allen damaligen österreichischen Raffinerien, Rohöl aus Rumänien verarbeitet. Als Anfang der 1930er Jahre die ersten Bohrungen auf heimischem Boden im Raume Zistersdorf fündig wurden, setzte man vermehrt das im Inland gewonnene Erdöl zur Weiterverarbeitung ein.

Luftangriff auf die Raffinerie Korneuburg am 8. Juli 1944
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Luftangriff auf die Raffinerie Korneuburg am 8. Juli 1944

Nach der Besetzung Österreichs und dem Anschluss an das Deutsche Reich 1938 wurde die Raffinerie von der „Deutschen Gasolin Aktiengesellschaft“ übernommen. Auf Grund Hitlers Kriegsplänen bekam der Ausbau der Treibstoffwerke neben der Rüstungsindustrie höchste Priorität. Die Produktionsanlagen der Gasolin in Korneuburg wurden großzügig ausgebaut und die Gleisanlagen des Bahnhofes zur Hinterstellung von Kesselwagenzügen weitläufig erweitert. An der Donaulände, flussabwärts der Schiffswerft, wurde ein Tanklager errichtet, um weiterhin rumänisches Rohöl in großen Mengen mittels Tankkähnen über den Donauweg anliefern zu können.

Alliierte Bombenangriffe fanden erstmals am 26.06. und 08.07.1944 statt, richteten aber relativ geringe Schäden an.

Ein Angriff am 22.08.1944 traf auch den Fluchtzug des Reichsbahnausbesserungswerks Floridsdorf, und forderte 72 Tote im Bereich der Raffinerie. Der folgenschwerste Angriff war am 20.03.1945 mit mindestens 132 Toten. Das Krankenhaus und die evangelische Kirche, sowie viele Privathäuser wurden getroffen.

Nach Kriegsende wurde die Raffinerie als „Deutsches Eigentum“ von der sowjetischen Besatzungsmacht beschlagnahmt und als USIA-Betrieb der „Sowjetischen Mineralölverwaltung in Österreich“ (SMV) angeschlossen. Die Anlagen wurden notdürftig repariert und verarbeiteten bis zum Abzug der Sowjettruppen 1955 überwiegend Erdöl aus den ebenfalls unter USIA-Verwaltung stehenden Ölfeldern des Weinviertels.

Nach Abschluss des Staatsvertrages gingen die Werke und Ölfelder der SMV an die neugegründete „Österreichische Mineralölverwaltung AG“ (ÖMV) über. Diese betrieb das Werk noch bis zur Eröffnung ihrer neuen Großraffinerie in Schwechat im Jahre 1961. Danach wurden die Betriebsanlagen in Korneuburg abgerissen.

Ein Teilbereich des ehemaligen Tanklagers an der Donau heute
Ein Teilbereich des ehemaligen Tanklagers an der Donau heute

Heute ist das Areal durch ein Dampfkraftwerk, Gewerbebetriebe und den Autobahnzubringer zur A22 großteils neu verbaut. Das Tanklager an der Donau ist im Besitz einer Mineralölfirma, welche ihre Produkte aus Oststaaten mittels Schiff importiert.

Ein Salzgitter-Bunker ist erhalten geblieben:

Salzgitterbunker Korneuburg
©Thomas Keplinger, 2011
Salzgitter-Bunker
Salzgitterbunker Korneuburg
©Thomas Keplinger, 2011
Salzgitterbunker Korneuburg
©Thomas Keplinger, 2011
Salzgitterbunker Korneuburg
©Thomas Keplinger, 2011

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