Deckname "Rosmarin" - Furth bei Göttweig/Aigen

Gleichzeitig mit der Beschlagnahme des Stiftskellers in Furth (Reseda) Mitte 1944 requirierte man weitere zwei Kelleranlagen im Ortsteil Aigen. Diese, ebenfalls im Besitz des Stiftes Göttweig befindlichen Keller, werden als "Neukeller" und "Priorkeller" bezeichnet. Die beiden Keller führen parallel in einen Lößhang und sind durch Quergänge miteinander verbunden. Von den Verbindungsgängen führten zwei Notausgänge ins Freie. Die Kellerwände bestehen aus Ziegelgewölben, wobei der "Neukeller" einen Zementverputz erhielt und Feldbahngleise in den Betonboden eingebaut wurden.
Kriegsgefangene stellten Panzerteile für die Nibelungenwerke her. Untergebracht waren diese gemeinsam mit den bei "Reseda" eingesetzten Gefangenen im Meierhof des Stiftes Göttweig in Furth (Außenlager von Stalag XVII B Krems-Gneixendorf). Am Hang vor den Kellern, eine Geländestufe tiefer, wurden zwei Bürobaracken aus Betonfertigteilen für die Betriebsleitung von Rosmarin errichtet.

Der Neukeller bzw. Priorkeller im Ortsteil Aigen/Furth heute
Der "Neukeller" bzw. "Priorkeller" im Ortsteil Aigen/Furth heute

Als Anfang April 1945 die Sowjettruppen in den Raum Sankt Pölten vordrangen, wurde die Fertigung eingestellt und die Betriebseinrichtungen nach Oberösterreich rückverlagert. Die geräumten Keller dienten in den letzten Kriegstagen der Zivilbevölkerung als Schutz vor den ständigen Tieffliegerangriffen der US Airforce.

Vorderfront des Kellerhauses - es sind noch die Spuren der Splitterwirkung von vor dem Keller detonierten Stalinorgel-Werfergeschoßen erkennbar
Vorderfront des Kellerhauses - es sind noch die Spuren der Splitterwirkung von vor dem Keller detonierten "Stalinorgel"-Werfergeschoßen erkennbar

In den frühen Morgenstunden des 8. Mai 1945 feuerten die Sowjets aus dem Raum Maria Ellend (nördlich Sankt Pölten, bei Statzendorf) mehrere Salven aus "Stalinorgel"-Werfern auf Furth ab. Einige Werfergeschoße detonierten vor dem "Priorkeller" und töteten zwei Frauen, welche sich in den schützenden Keller flüchten wollten. An der Außenmauer des Kellergebäudes sind heute noch die Einschläge der Splitter zu erkennen.

Zustand heute:

Die Keller sind erhalten und an Privatpersonen vermietet, die Verbindungsgänge sind in der Mitte abgemauert. Die beiden Notausgänge sind verfallen bzw. mit Müll aufgefüllt. Die ehemaligen Bürobaracken sind ebenfalls noch vorhanden und werden für Lagerzwecke von einem Weingut genützt (Anmerkung 2015: Diese Baracken gibt es mittlerweile nicht mehr).

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