KZ Mauthausen-Außenlager Langenstein - Gusen II

Westlich des KZ Gusen I, im Ortsteil Gusen der Gemeinde Langenstein, begannen Ende 1943 Häftlinge des Lagers Gusen I mit der Errichtung von Baracken für ein weiteres KZ. Es entstanden 19 Unterkunftsbaracken für Häftlinge, die wesentlich größer als die im Stammlager waren. Das als Gusen II bezeichnete Nebenlager von Gusen I wurde am 9. März 1944 offiziell in Betrieb genommen. Die zugewiesenen Häftlinge wurden zum Bau für ein unterirdisches Montagewerk zur Herstellung des ersten Düsenjägers der Welt, der Me 262, eingesetzt. Unter unmenschlichen Bedingungen gruben sie Stollen mit einer Produktionsfläche von mehr als 50.000 m². Die Lebenserwartung eines beim Stollenbau eingesetzten Häftlings lag bei durchschnittlich vier Monaten ab Zuteilung zum Kommando.

Parallel zum Stollenbau begann die Teilefertigung für die Me 262 bzw. die Anlieferung von Bauteilen, welche im Materiallager beim KZ Gusen III in Lungitz zwischengelagert wurden. Die Fließbandmontage der Düsenjäger in der Untertageanlage begann Anfang 1945 und die Häftlinge stellten bis Kriegende insgesamt 987 Jäger fertig. Dabei wurde der Flugzeugrumpf samt Flügel und Leitwerk komplett fertiggestellt, aber nicht zusammengefügt. Zum Schutz vor alliierten Jagdbombern wurden die Eisenbahnwaggons mit den fertigen Rümpfen und Flächen in den Nachtstunden nach Bayern gebracht. Dort wurden in getarnten Waldverstecken, sogenannten "Waldwerken" die Rümpfe mit den Flügeln und Leitwerk verbunden und die Turbinen montiert. Danach wurden die Waffen eingeschossen und die Maschinen eingeflogen, wobei als Start- und Landebahn des öfteren Abschnitte der Autobahn dienten.

Knapp vor Kriegsende, am 3. Mai 1945 wurde die Fertigung in den Stollenanlagen von "Bergkristall" und "Kellerbau" eingestellt und die Angehörigen der SS und zivile Führungskräfte der Rüstungsfirmen setzten sich nach Westen ab. Am 5. Mai 1945 wurden die Lager Gusen I und II sowie Mauthausen von amerikanischen Truppen befreit. Der Höchststand an Häftlingen betrug im Lager Gusen I 11.480 Personen und in Gusen II 12.537 Personen.

In der Zeit vom 25.06.1940 bis 04.05.1945 wurden den beiden Lagern Gusen I und II insgesamt 67.667 Häftlinge zugeteilt.

Im gleichen Zeitraum wurden davon in andere Nebenlager oder KZ circa 8.500 Häftlinge überstellt.

Es verbleiben 59.167 Häftlinge.

Die letzte offizielle Häftlings-Standesmeldung stammt vom 04.05.1945. Nach der Befreiung der Lager Gusen starben weitere circa 2.000 ehemalige Gefangene an verschiedenen Krankheiten und allgemeiner Körperschwäche.

Quellen und weitere Informationen:

  • Marsalek Hans, Die Geschichte des Konzentrationslagers Mauthausen (Wien 2006)
  • Marsalek Hans, Vorraum zur Hölle. Konzentrationslager Gusen. Ein Nebenlager des KZ Mauthausen (Wien 1987)
  • Außenlager des Konzentrationslagers Mauthausen, online unter Mauthausen Memorial (04.05.2015)
  • Deutschland – ein Denkmal, Verzeichnis der nationalsozialistischen Lager und Haftstätten 1933 bis 1945, online unter Deutschland - ein Denkmal (04.05.2015)
  • Gedenkdienstkomitee Gusen, online unter Gusen.org (04.05.2015)
  • Land Oberösterreich, Kapitelpfad Geschichte und Geografie - Landesgeschichte - Gemeinden - Langenstein, online unter Landesgeschichte OÖ - KZ-Gedenkstätten (04.05.2015)

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