Großverschiebebahnhof - Strasshof an der Nordbahn

Zur Abwicklung des enormen Güterverkehrs während des Zweiten Weltkrieges plante die Deutsche Reichsbahn (DRB) im Großraum Wien die Errichtung bzw. Ausbau von zwei Großverschiebebahnhöfen.

Das Heizhaus Silberwald heute
©Josef B., 2007
Das Heizhaus "Silberwald" heute

Der "Zentralverschiebebahnhof Süd" sollte südlich des Stadtgebietes im Wiener Becken bei Leopoldsdorf-Rustenfeld gänzlich neu errichtet werden. Diese Anlage kam über das Projektstadium jedoch nicht hinaus.

Als Standort für den "Zentralverschiebebahnhof Nord" wurde Strasshof gewählt. Dabei wurde großteils auf die Anlagen des seit 1908 an der Nordbahn bestehenden Rangierbahnhofes zurückgegriffen. Der durch die Wirtschaftskrise in den 1930er Jahren teilweise stillgelegte große Bahnhof wurde reaktiviert und modernisiert. Auf dem riesigen Gelände waren zwei Verschubbahnhöfe, jeweils einer in Richtung Wien und einer in Richtung Lundenburg (Breclav) vorgesehen. Weiters geplant waren je zwei Ein- und Ausfahrbahnhöfe, eine Umfahrungsstrecke der Hauptbahn nördlich der Anlagen, sowie ein großes Heizhaus (BW) im Ortsteil Silberwald.

Folgende Anlagen waren bei Kriegsende aus dem Altbestand reaktiviert bzw. modernisiert und ausgebaut (Bezeichnungen siehe Skizze unten):

Verschubbahnhof für Güterzüge Richtung Wien:

Verschubbahnhof für Güterzüge Richtung Lundenburg (Breclav):

Zwischen den beiden Bahnhofsgruppen verlief die zweigleisige Strecke der Nordbahn mit einem Vorfahr- bzw. Überholbahnhof (V) von jeweils zwei Gleisen pro Richtung (Altbestand)

Beide Verschubbahnhofteile hatten an den Schnürstellen zwischen Einfahrts- und Reihungsgruppen jeweils einen zweigleisigen Rollberg (Ro).

Ebenfalls zwischen den Verschubbahnhofsteilen befanden sich die Anlagen der Zugförderung - H(a). Die DRB begann noch mit dem Neubau einer großen Heizhausanlage am Nordkopf des Geländes im Ortsteil "Silberwald" - H(n). Zur kreuzungsfreien Anbindung des neuen "Bahnbetriebswerkes" (DRB-Bezeichnung) wurde auch ein "Überwerfungsbauwerk" (Überführung) über die Nordbahntrasse errichtet. Der Bau des Lokschuppens in Silberwald wurde Ende 1944 kriegsbedingt wieder eingestellt.

Vom Südkopf des Bahnareals zweigten zur Kriegszeit Anschlussbahnen zum "Lager Strasshof" und zum Fliegerhorst "Deutsch Wagram" ab.

Die Heizhausanlage Silberwald wurde erst nach dem Krieg durch die in der sowjetischen Besatzungszone agierenden "Österreichischen Staatseisenbahnen" 1947 fertiggestellt. Gleich nach Kriegsende wurde zur Gewinnung von Oberbaumaterial für die Instandsetzung zerstörter Strecken der Ausfahrbahnhof (A) wieder abgetragen. Die Veränderung der Verkehrsströme nach 1945 führte zu einer laufenden Reduktion und Rückbau der Anlagen und 1959 wurde der Verschiebebahnhof Strasshof von den nunmehrigen Österreichischen Bundesbahnen ganz aufgelassen.

Das Gelände des Heizhauses Silberwald ist an den Verein "1. Österreichischer Straßenbahn und Eisenbahn Klub" (1. ÖSEK) vermietet, welcher dort ein Eisenbahnmuseum betreibt. In Betrieb ist derzeit nur mehr der Vorfahrbahnhof (V). Große Teile der ehemaligen Anlagen sind abgetragen bzw. werden einige Gleisachsen zum Abstellen von Wagenmaterial verwendet.

Übersichtsskizze der Bahnanlagen von Strasshof zu Kriegsende Mai 1945 ohne Darstellung diverser Nebengleise und 
								Weichenverbindungen
©Josef B., 2007
Übersichtsskizze der Bahnanlagen von Strasshof zu Kriegsende Mai 1945 ohne Darstellung diverser Nebengleise und Weichenverbindungen

Quellen und weitere Informationen:

  • Horn Alfred, Deutsche Reichsbahn. Reichsbahndirektion Wien (Wien 1986)
  • Horn Alfred, Die Kaiser-Ferdinands-Nordbahn (Die Bahnen Österreich-Ungarns 2, Wien 1970)
  • Wegenstein Peter, Die Nordbahnstrecke (Bahn im Bild 51, Wien 1986)

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