Ein Teil des IG-Farben-Großkombinats Moosbierbaum war als Raffinerie in Verwendung. Das Areal befand sich zwischen den Hydroforming-Anlagen im Süden und der Schwefelsäure-Anlage im Norden. Der Name "Dora" ergab sich aus der Bezeichnung Donau-Raffinerie.
Nach dem Sieg über Frankreich 1940 waren dem Dritten Reich einige Raffinerien in die Hände gefallen. Ob es nun luftschutztechnische oder machttechnische Überlegungen waren, bleibt unklar, jedenfalls begann man 1942 eine dieser Anlagen in Frankreich zu demontieren und in Moosbierbaum neu zu errichten.
Auch der Mineralölsicherungsplan von 1944 sah die Errichtung von Raffinerieanlagen aus französischen oder anderen Anlagen unter dem Decknamen "Dachs" vor. Interessanterweise taucht in einem der Decknamenverzeichnisse der Name "Dachs VI", mit dem Betreiber IG-Farben und der Ortsangabe "Moosbierbaum" auf. Da in dieser Liste keine Angaben zur geplanten Baudurchführung und den geplanten Stollenanlagen gemacht werden (wie sonst bei allen anderen Dachs-Anlagen) ist davon auszugehen, dass Dachs VI damals schon fertiggestellt war - und zwar als oberirdische Anlage. Es dürfte sich also bei den Bezeichnungen "Dora" und "Dachs VI" um ein und die selbe Anlage handeln.
Als Produkteinsatz waren somit die Destillationsrückstände der Anlagen "Ofen XI + XII", "Ofen XIII + XIV" und "Ofen XV + XVI" geplant. Die Gesamtkapazität von 15.500 Tonnen Rohöl bzw. Ofen-Rückständen pro Monat wurde zu Schmier- und Heizöl, sowie zu Paraffin weiterverarbeitet.
Gegen Ende des Zweiten Weltkrieges stieg die Bedeutung der Anlage in Moosbierbaum durch den Wegfall wichtiger anderer Treibstoffproduzenten des Dritten Reiches.
So gab es schließlich 16 Bombenalarme und 12 oder 13 Bombenangriffe. Alleine am 1. Februar 1945 gingen 1200 Bomben auf das Werk nieder. Dies führte natürlich zu erheblichen Produktionsausfällen, was sich auch dramatisch auf die Treibstoffversorgung der deutschen Luftwaffe in den letzten Kriegsmonaten auswirkte.
Die Anlage nach 1945:
Nach Kriegsende wurde das Werk von den Sowjets übernommen und schrittweise abgebaut. In dieser Zeit wurde in den Anlagen Erdöl aus Zistersdorf raffiniert, was ein Teil der Reparationszahlungen war. Es entstand damals die Sowjetische Mineralölverwaltung, die 1955 in die ÖMV umgewandelt wurde. 1960 bekam der ursprüngliche Besitzer (die Donau Chemie AG) sein Eigentum (eben das Areal Moosbierbaum) wieder zurück und die ÖMV wanderte nach Schwechat ab. Die Fabriksanlage wurde vor der Übergabe so demoliert, daß sie nicht weiter verwendbar war. Die Donau Chemie AG baute daher in unmittelbarer Nähe (Pischelsdorf) eine neue chemische Industriestätte auf (Erzeugung von Schwefelsäure, Düngemittel, Gipsplatten, Latex u.ä.). Das Areal der Dora-Anlage wurde an die Betreiber des Kraftwerkes Dürnrohr verkauft.
Quellen und weitere Informationen: