Dr. Ing., General der Waffen-SS Hans Kammler

Daten:

Wien I, Naglergasse 1 - Unter einer der besten Wiener Adressen hatte sich gegen Ende des Krieges die SS-Sonderinspektion IV eingerichtet.(1) Sie wurde von SS-Hauptsturmführer Grosch geleitet und war Teil des Sonderstabes Kammler.

Haus Naglergasse 1
©Schmitzberger, 2006
SS-Sonderinspektion IV - Haus Naglergasse 1

Es gibt nur wenige Personen im SS-Staat, die mit fast allen der geheimsten Bunker- und Rüstungsanlagen des Dritten Reiches vertraut waren. Während über die meisten schon Bücher und Berichte erschienen sind, gibt es auch solche, deren Tätigkeit bis heute fast vollständig unbekannt ist.

Eine dieser Persönlichkeiten ist Hans Kammler, der eine unvergleichliche Rolle spielte. Da er auch in Österreich (damals Ostmark) bei den Untertage-Verlagerungen vieler Betriebe mitwirkte, ist es unverzichtbar, seine Geschichte näher zu behandeln.

Hauptaufgabe:

Weitere Aufgaben: (2)

Beispiele von Bunkerbauten, die vom SS Sonderstab Kammler gebaut wurden:

Hans Kammler hatte die Befehlsgewalt über 175.000 KZ-Häftlinge für Arbeitseinsätze, war Oberbefehlshaber über die Raketenwaffe (das Nonplusultra an Hochtechnologie im Zweiten Weltkrieg), Leiter der Raketen- und Düsenjägerproduktion, Bauleiter der geheimsten und wichtigsten Bunkeranlagen des Dritten Reiches (fast alle oben genannten Anlagen liefen im "Mindestbauprogramm des Führers") und weder der Rüstungsminister Albert Speer, noch der Reichsluftfahrtsminister Hermann Göring waren ihm gegenüber weisungsberechtigt. Nur Hitler stand noch über ihm.

All diese Punkte machen diesen SS-General zu einer der grausamsten Gestalten der gesamten Menschheitsgeschichte, der ohne Rücksicht auf Menschenleben alles daran setzte, die ihm übertragenen Aufgaben zu erfüllen und so seine Karriere weiter zu fördern.
Es ist bis heute ungeklärt, wo sich Kammler nach April 1945 aufhielt. Zu dieser Zeit verschwand er spurlos, wahrscheinlich in Österreich, wo zum letzten mal von ihm gehört wurde. Alles was Kammler hinterließ, waren vier verschiedene Todesorte und Todesnachrichten, von denen aber wahrscheinlich keine einzige stimmte.

Der SS-Sonderstab Kammler

Dieser Stab wurde eingerichtet, um die wichtigsten deutschen Untertageverlagerungen, durch den massiven und brutalsten Einsatz von KZ-Häftlingen, möglichst schnell fertigzustellen. Anfangs wurden Kammler 20 Bauvorhaben übergeben - sie wurden in 10 "A"-Projekte und 10 "B"-Projekte aufgeteilt.(3) Später dürften aber noch mehr Bauten dazugekommen sein, da es z.B. auch noch "B17" gab.

A-Projekte: Vorhandene Höhlen oder Stollenanlagen, die erweitert werden sollten

B-Projekte: Stollen-Neubauten

Die weitere Einteilung erfolgte in 4 "SS-Sonderinspektionen" (4), teilweise auch als "Sonderbauvorhaben" bezeichnet: S I bis S IV. Amerikanische Geheimdienstakten deuten aber auch auf eine Sonderinspektion V hin, zu der Projekte im "Reichsprotektoriat Böhmen und Mähren" (heute Tschechien und die Slowakei) gehört haben sollen. So wird auch B5 "Richard" in Leitmeritz zu "S V" gezählt.(5)

Die "SS Sonderinspektion IV" war in Wien beheimatet und folgende Projekte zählten dazu (6):

Teilweise findet man in dieser Liste auch B7 (anstelle von B1). Dieses Stollenprojekt (Deckname "Doggerwerk") wurde aber nach Deutschland verlegt.

Zusätzlich zu diesen vielen Decknamen "spukt" noch ein weiterer durch viele Akten und Bücher, oftmals auch in falscher Verwendung:

Deckname "Sonderelbe Jasmin", den alle Kammler-Bauten trugen und nur bedeutete, dass dieses Projekt vom SS-Sonderstab Kammler betreut wurde.

So hatte z.B. "Quarz" die Dringlichkeitsnummer "XVII/44 Soj 1" (7)

Quellen und weitere Informationen:

  • (1) Archiv der Republik Österreich; Akten des Oberbergamtes Ostmark
  • (2) Ebenda
  • (3) Wichert Hans Walter, Decknamenverzeichnis deutscher unterirdischer Bauten, Ubootbunker, Ölanlagen, chemischer Anlagen und WIFO-Anlagen des zweiten Weltkrieges (2. Auflage, Marsberg 1999)
  • (4) Perz Bertrand, Das Projekt Quarz. Der Bau einer unterirdischen Fabrik durch Häftlinge des KZ Melk für die Steyr-Daimler-Puch AG 1944-1945 (Wien 1991)
  • (5) Mikrofilm der Airforce Historical Research Agency (AFHRA)
  • (6) Perz Bertrand, Das Projekt Quarz. Der Bau einer unterirdischen Fabrik durch Häftlinge des KZ Melk für die Steyr-Daimler-Puch AG 1944-1945 (Wien 1991)
  • (7) Ebenda

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