In Berlin wurde im April 1938 die SS-Firma "Deutsche Erd- und Steinwerke GmbH." - DEST - gegründet. Das Unternehmensziel der neugegründeten SS-Firma war die Bereitstellung von enormen Mengen an Baumaterial für die von der NS-Führung geplanten Großbauvorhaben.
Durch persönliche Erlässe von Hitler wurden neben der Umgestaltung der Reichshauptstadt Berlin (Neubau kilometerlanger Straßenzüge, versehen mit gigantischen Renommierbauten), 25 weitere Großstädte zu "Neugestaltungsstädten" bestimmt. Im Gebiet der damaligen Ostmark war dies neben Wien vor allem Linz, wo neben der völligen architektonischen Neugestaltung der Bausubstanz entlang der beiden Donauländen im protzigem NS-Stil auch der Alterssitz von Hitler geplant war.
Diese überdimensionierten, das diktatorische Machtstreben und den Größenwahn des Regimes verkörpernden Großbauten sollten sozusagen für die Ewigkeit gebaut werden und darum mit härtestem Granit verkleidet werden.
Zur Gewinnung dieses Materials wurden von der DEST im ganzen Reichsgebiet die größten und ergiebigsten Granitbrüche aufgekauft und Häftlinge der dort eingerichteten Konzentrationslager zu den schweren Arbeiten herangezogen. So entstanden die KZ-Lager in Flossenbürg, Groß-Rosen, Natzweiler sowie in Oberösterreich die Lager Mauthausen und Gusen.
Kurze Zeit nach dem Anschluss Österreichs ans Deutsche Reich 1938 kaufte bzw. pachtete die DEST die Granitbrüche Wienergraben, Bettelberg- und Marbacherbruch in Mauthausen und circa fünf Kilometer westlich davon den "Kastenhof- und Pieribauerbruch" im Ortsteil Gusen der Katastralgemeinde Langenstein.
Das KZ Mauthausen wurde errichtet und 1939 folgte das KZ Gusen I in Langenstein. Tausende Häftlinge produzierten im Namen der SS-Firma DEST Millionen von Pflastersteinen, Randsteinen, Verkleidungsplatten, Grundbausteine, Treppenstufen usw., die an die Großbaustellen in Linz, München, Nürnberg und Berlin geliefert wurden.
1939 wurde die Zentrale der DEST für die Ostmark in Sankt Georgen an der Gusen eingerichtet. Neben der administrativen Direktion entstanden Werkstätten, eine Steinmetzlehrwerkstätte mit Lehrlingsheim und eine Wohnsiedlung für Zivilangestellte.
Beim Kastenhofbruch in Langenstein wurde die größte Schotterbrechanlage Europas gebaut und zur Steinbearbeitung mehrere Hallen errichtet. Vom Bahnhof Sankt Georgen an der Strecke Linz-Summerau (Budweis) aus wurde eine Normalspur-Anschlussbahn und zwischen den Brüchen Kastenhof - Lager Gusen I, Wienergraben, der Donaulände und dem Bahnhof Mauthausen eine Schmalspurbahn, die sogenannte "Donaubahn", hergestellt. So konnte das in den Steinbrüchen von circa 6.000 Häftlingen gewonnene Material über die Reichsbahnstrecken abtransportiert und auch an der Donaulände auf Schiffe verladen werden.
Mit Ausweitung der Kriegsereignisse 1942/43 wurde der Einsatz der KZ-Häftlinge neu organisiert, die Granitverarbeitung wurde zurückgenommen und die DEST organisierte in vermehrtem Ausmaß Projekte mit der Rüstungsindustrie. Neben dem KZ Gusen I wurden Fertigungshallen für die Waffenfabrikation der Steyr-Daimler-Puch AG eingerichtet, ebenso errichtete die Messerschmitt AG Hallen und Anlagen zur Herstellung von Bausätzen für Messerschmitt Bf 109 Jäger. Die SS vermietete über die DEST die KZ-Häftlinge als Arbeitssklaven an die Rüstungsfirmen weiter.
Ende 1943, Anfang 1944 wurden von den Häftlingen das Lager Gusen II aufgebaut und die riesigen Stollenanlagen mit den Decknamen "Kellerbau" in Langenstein/Gusen und "Bergkristall" in Sankt Georgen errichtet und dort Waffen und Düsenjäger Me 262 produziert.
Nach Kriegsende und der Befreiung der KZ-Häftlinge durch US-Truppen wurde die DEST von den Alliierten aufgelöst.
Quellen und weitere Informationen: